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Parodien >> Revanche

von Eva

Teil 1

Chakotay war auf dem Weg zur Krankenstation, um sich wieder einmal um den Ruf des Doktors nach einer Krankenschwester zu kümmern. Eigentlich hatte er dafür keine Zeit, zuviel Arbeit wartete heute noch auf ihn. Mit einem leisen Zischen öffnete sich die Tür und er blieb abrupt stehen. Das Bild, das sich ihm bot, veranlaßte ihn zu einem leisen Lachen. Wie zwei Kampfhähne standen sich Captain und Doktor gegenüber und gifteten sich an. Sie waren so in ihren Disput verwickelt, daß keiner der beiden sein Eintreten bemerkt hatte. Sekunden später konnte er sich denken, um was es ging; um Kathryns vierteljährlichen Gesundheitscheck. Und so wie es aussah, hatte der Doktor sie wieder einmal an ihrer empfindlichsten Seite erwischt. Chakotay wußte, wie sehr sie diese Checks haßte, kannte die Kommentare des Doktors und wußte auch, daß sie nach Verlassen der Krankenstation alle guten Ratschläge über Bord werfen würde. Eigentlich nichts Neues - außer das der Doktor sie diesmal sehr in Rage gebracht haben mußte. So wie es momentan allerdings aussah, würde keiner der beiden nachgeben und so entschloß er sich, kurzerhand in die Diskussion einzugreifen.
"Kann ich Ihnen helfen?" wandte er sich freundlich an die beiden Streithähne.
Erschrocken fuhren beide herum, nahmen jetzt erst seine Präsenz wahr.
"Ah, Commander, gut das Sie kommen" rief der Doktor.
Wütend wandte sich Kathryn wieder dem Doktor zu. "Dies hier geht nur uns beide etwas an. Sie brauchen gar nicht erst zu versuchen, Chakotay auf Ihre Seite zu ziehen. Ist das klar?" "Und Sie halten sich raus, Commander" fauchte Kathryn nun auch ihn an, obwohl dieser noch keinen weiteren Kommentar von sich gegeben hatte.
Chakotay konnte sich ein freches Grinsen nicht verkneifen, zu herrlich war diese Szene. Wie sie da stand, Hände in die Hüften gestemmt, mit einem Blick, der reichen würde, um einen ganzen Planeten in Flammen aufgehen zu lassen. Schade, daß die Brückencrew dieses kleine Schauspiel nicht miterleben konnte.
"Leider kann ich mich aus nichts heraus halten, wenn ich nicht weiß, um was es geht, Captain" entgegnete er mit einem unschuldigen Augenaufschlag in Kathryns Richtung. Diese holte mehrmals tief Luft, starrte ihn wütend an, verkniff sich aber jeden Kommentar - zumindest im Moment.
"Also, was ist überhaupt los, daß Sie so aufeinander losgehen" versuchte es Chakotay noch einmal.
"Commander, diese Frau macht mich wahnsinnig - wenn ein Hologramm überhaupt wahnsinnig werden kann" stieß der Doktor hervor.
Kathryn rollte mit den Augen. *Fragt sich nur, wer wen wahnsinnig macht*, dachte sie.
"Egal was ich sage, keiner meiner Ratschläge wird von ihr überhaupt ernsthaft in Betracht gezogen" lamentierte der Doktor weiter. "Sei es, wenn es um regelmäßige Mahlzeiten geht, ausreichenden Schlaf, mehr Sport, weniger Arbeit,... ich könnte noch Dutzende aufzählen. Sie ist eigensinnig, stur..."
"Überlegen Sie sich gut, was Sie sagen, Doktor" zischte Kathryn ihn an.
"...dickköpfig, unverbesserlich und irgendwann kommt der Tag, an dem Kaffee statt Blut durch ihre Adern fließt" fuhr der Doktor unbeirrt fort.
"Wem sagen Sie das" murmelte Chakotay leise.
Kathryn hatte ihn trotzdem verstanden, wie er sofort an ihrem Gesichtsausdruck bemerkte. Wütend glitt ihr Blick zwischen den beiden hin und her. Langsam reichte es ihr. Nicht genug, daß der Doktor ihr mit seinen ewigen Tiraden auf die Nerven fiel, jetzt schlug sich Chakotay auch noch auf seine Seite. *Fehlte eigentlich nur noch Tuvok, welcher mit vulkanischer Logik die ganze Sache noch abgerundet hätte* dachte Kathryn. Unter den gegenwärtigen Umständen fand sie es besser, den Rückzug anzutreten, bevor noch eine Verbrüderung gegen ihre Person stattfand. Gegen einen von ihnen kam sie noch an, gegen beide zusammen standen ihre Chancen gleich Null. Entschlossen wandte sie sich dem Ausgang der Krankenstation zu, um auf ihre Brücke zurückzukehren.
"Mir reicht es jetzt. Wenn mich die Herren entschuldigen, ich begebe mich auf die Brücke." Mit diesen Worten wandte sich Kathryn Richtung Ausgang.
"Ich bin noch nicht mit Ihnen fertig, Captain" fuhr der Doktor sie entrüstet an.
"Ich mit Ihnen schon" rief Kathryn zurück und verließ hoch erhobenen Hauptes die Krankenstation Richtung Brücke.
"Verstehen Sie jetzt, was ich meine, Commander?" brummte der Doktor.

Immer noch wütend, allerdings mehr aus sich selbst, weil sie sich wieder einmal vom Doktor hatte provozieren lassen, betrat sie die Brücke.
"Bericht, Mr. Tuvok" zischte sie und ließ sich in ihren Sessel fallen.
Dieser hob bei ihrem Ton nur kurz die Augenbraue, zeigte aber keine weitere Reaktion. "Alle Systeme innerhalb der normalen Parameter" antwortete er statt dessen nur. Tom konnte sich allerdings seinen Kommentar verkneifen. Mit "Hatten Sie einen angenehmen Vormittag, Captain" drehte er sich grinsend zu Kathryn um. Er wußte, mit dem Schiff war alles in Ordnung, kein Feind in Sicht - also mußte jemand anderes den Captain so in Rage gebracht haben. Er konnte sich auch denken, wer.
"Mr. Paris, wenn Sie nicht eine Woche in der Abfallbereinigung verbringen möchten, verkneifen Sie sich jeden Gedanken an meinen Vormittag" knurrte sie ihn an.
*Oh, oh, das muß eine hitzige Diskussion gewesen sein* dachte Tom und wandte sich schmunzelnd wieder seiner COM zu.
Kurze Zeit später fand auch Chakotay wieder seinen Weg auf die Brücke und ließ sich in seinem Sessel nieder. Ein kurzer Blick in Kathryns Richtung zeigte ihm, daß ihre Wut noch nicht ganz verraucht war. Ein schelmisches Grinsen wanderte über sein Gesicht. Wenn sie wüßte, wie anziehend sie in ihrer Wut wirkte. Vor seinem geistigen Auge stiegen Bilder auf,... *Stop, Chakotay* warnte seine innere Stimme. *Du verfällst schon wieder in Tagträume!*
"Verbrüderung beendet?" giftete Kathryn in von der Seite an.
*Aha, der Vulkan brodelt doch noch weiter* dachte Chakotay erheitert.
"Welche Verbrüderung, Captain?" fragte Chakotay. Er hatte beträchtliche Mühe, seine Heiterkeit zu verbergen.
"Chakotay, tun Sie nicht so scheinheilig. Ich kenne Sie - und ich kenne den Doktor."
"Ach wirklich?" fragte Chakotay todernst.
Genervt rollte Kathryn mit den Augen. Es war eindeutig nicht ihr Tag. Dieses Wortgefecht mit ihm würde sie heute hundertprozentig verlieren. Also war taktischer Rückzug zum zweitenmal an diesem Tage angesagt.
"Wenn mich keiner braucht, ich bin in meinem Bereitschaftsraum." Mit diesen Worten und einen bösen Blick in Chakotays Richtung, marschierte sie in ihren Raum und ließ eine leicht erheiterte Brückencrew zurück.
*Ich brauche dich schon, Kathryn* dachte Chakotay. *Aber nicht auf die Art, die du meinst.*

"Was haben Sie angestellt, Commander?" wandte sich Tom kurze Zeit später an Chakotay.
"Ich? Eigentlich nichts. Ich hatte nur das Pech, mitten in die Schußlinie zwischen Doktor und Captain zu geraten" beantwortete er Toms Frage.
Tom und Harry sahen sich kurz an und prusteten los.
"Das vierteljährliche Ritual" stellten beide gleichzeitig fest.
"Sie sagen es" seufzte Chakotay.
"Und, wie ging es diesmal aus?" hakte Tom neugierig nach.
Chakotay schmunzelte. "Sagen wir mal, unentschieden. Handgreiflichkeiten konnten rechtzeitig verhindert werden."
"Der Captain würde nie gegen ein Crewmitglied handgreiflich werden!" mischte sich nun auch Tuvok in das Gespräch ein, dem er bisher stumm gefolgt war.
"Gegen die Crew nicht, gegen den Doktor schon" konnte Tom sich nicht verkneifen.
Lächelnd drehte Chakotay sich zu Tuvok um. "Es hätte nicht viel gefehlt und der Captain wäre dem Doktor an seine holografische Kehle gegangen."
"Das hätte ich sehen wollen" lachte Tom.
Langsam ließ Tuvok bei dieser Äußerung seine Augenbraue ein Stück in die Höhe wandern, verkniff sich aber eine tadelnde Antwort.
"Commander" wandte sich Tom wieder Chakotay zu "Sie und der Captain sind doch morgen keiner Schicht zugeteilt, wenn ich mich recht erinnere?"
"Ja, warum?"
Tom schmunzelte. "Nun, ich habe ein Holoprogramm, daß wäre für den Captain bestimmt das Richtige."
Harry hüstelte leise im Hintergrund, wußte er doch genau, was jetzt folgen würde.
"Lassen Sie hören!" forderte Chakotay Tom auf.

Kathryn wäre nicht sehr erbaut gewesen, hätte sie gewußt, was sich zwischenzeitlich auf der Brücke abspielte. So aber saß sie, die Füße auf den Tisch, eine Tasse heißen Kaffee in der Hand in ihrem Bereitschaftsraum und versuchte, den unerfreulichen Vormittag aus ihren Gedanken zu verbannen. Was ihr allerdings nur mäßig gelang. Seit fünf Jahren geriet sie mit dem Doktor immer wieder aneinander, wenn es um ihre Person ging. Kathryn hatte diese ewigen Nörgeleien langsam satt. Hätte sie zu Anfang ihrer Heimreise nur auf Tom gehört und dem Programm des Doktors einen freundlicheren, verständnisvolleren Wesenszug gegeben. Aber nein, sie wollte ja unbedingt, daß er den Umgang mit der Crew selbst erlernte, sich selbst weiterentwickelte. *Das hast du nun davon, Kathryn* dachte sie. Mitten in diesen Gedanken wurde sie vom Türmelder aufgeschreckt.
"Kommen Sie herein, Chakotay!"
Leicht verdutzt trat er ein. "Woher haben Sie gewußt, daß ich es bin?" fragte er erstaunt.
"Wer außer Ihnen würde sich in diesem Moment in die Höhle des Löwen trauen?" witzelte sie.
"Ja, ja, ich war schon immer ein todesmutiger Kerl" erwiderte er schmunzelnd.
Lächelnd schaute sie zu ihm auf.
"Setzen Sie sich! Möchten Sie einen Kaffee?"
"Gern. Wie war das noch mal mit dem Kaffee und den Adern?" grübelte er.
"Chakotay!" warnte in Kathryn mit leiser Stimme.
"Oh, Entschuldigung. Wahrscheinlich habe ich nur laut gedacht" erwiderte er scheinheilig.
"Dann denken Sie bitte leise! Ein Moralapostel reicht für heute" brummte Kathryn.
"Immer noch wütend?" Er konnte sich ein Grinsen nicht ganz verkneifen.
"Ich bin nicht wütend!" brauste Kathryn auf.
"Nein, natürlich nicht."
"Ich bin nicht dickköpfig..."zischte sie.
"Nicht die Spur" erwiderte er todernst.
"... und auch nicht stur."
"Niemals!" Chakotay hüstelte, um sein aufsteigendes Lachen zu unterdrücken.
"Oder uneinsichtig" knurrte Kathryn.
"Noch nie gewesen." erwiderte Chakotay, aufs Äußerste bemüht, ernst zu bleiben.
*Oh, wie sehr ich doch diese kleinen Wortplänkeleien mit ihr genieße* dachte er.
Bei diesen Worten schaute Kathryn auf und sah das lustige Glitzern in seinen Augen. Nun mußte sie auch lachen.
"Bin ich wirklich so unmöglich?" fragte sie ihn mit leiser Stimme.
Chakotay antwortete nicht sofort, ließ seinen Blick zärtlich über ihr Gesicht gleiten, das ihm so vertraut war wie kein anderes. Suchte ihren Blick - hielt ihn gefangen. *Nein, all dies bist du nicht, Kathryn. Für dich steht nur das Schiff und das Wohlergehen der Crew an erster Stelle. Dafür bist du bereit, sogar persönliche Opfer zu bringen* dachte er wehmütig.
"Nein, natürlich nicht" beantwortete er endlich ihre Frage. "Aber wenn Sie ehrlich sind müssen zugeben, Kathryn, daß der Doktor in einigen Dingen recht hat."
Sie seufzte. "Ja, ich weiß. Aber ich kann mich nicht immer zurückziehen, wenn der Doktor es für angebracht hält. Ich bin nun mal der Captain, Chakotay, das heißt, daß ich manchmal mein persönliches Wohlergehen zurückstellen muß. Das weiß der Doktor... und Sie wissen es auch" entgegnete sie leise, die letzten Worte fast flüsternd, nicht fähig, den Blick von ihm zu wenden.
Keiner sprach ein Wort, jeder hing in diesem Moment seinen eigenen Gedanken nach. Abrupt löste sich Chakotay aus Kathryns Blick, versuchte, wieder ins Hier und Jetzt zu finden.
"Kathryn, Sie haben doch morgen dienstfrei" fragte er mit fester Stimme. "Haben Sie schon etwas vor?"
Erschrocken fuhrt sie aus ihren Gedanken auf. "Nein, eigentlich nicht. Ich wollte nur..."
"... die liegengebliebenen Berichte der Astronomie durcharbeiten" beendete er ihren Satz.
Schuldbewußt senkte sie den Blick. Sie konnte ihm nichts vormachen, nach fünf gemeinsamen Jahren kannte er sie zu gut.
*Wußte ich es doch* dachte Chakotay schmunzelnd.
"Wie wäre es, wenn Sie den Tag morgen mit mir auf Holodeck 1 verbringen? Ein bißchen körperliche Ertüchtigung, ein wenig Entspannung... einfach mal wieder die Seele baumeln lassen?" Forschend sah Chakotay sie an. Ihr Gesicht war ein einziges Fragezeichen. *Chakotay, was hast du vor?* überlegte Kathryn im Stillen.
Statt dessen fragte sie "Was für ein Programm?"
"Oh, daß wird nicht verraten" erwiderte er schalkhaft lächelnd. "Morgen um zehn auf Holodeck 1." Mit diesen Worten erhob er sich, strich ihr kurz über den Arm, und war, noch bevor sie zu einer Erwiderung ansetzen konnte, aus ihrem Bereitschaftsraum verschwunden. Zurück ließ er einen leicht verdutzt blickenden Captain.

 

Teil 2

Es nächsten morgen war Kathryn auf den Weg zu Holodeck 1. Sie wußte immer noch nicht, auf was sie sich da überhaupt eingelassen hatte. Chakotay hatte keine noch so versteckte Andeutung gemacht.
Zischend öffneten sich die Tür zu Holodeck 1 und gab Kathryn einen atemberaubenden Anblick frei. Grüne Wiesen, soweit das Auge reichte, Blumenfelder in den phantasievollsten Farben. Irgendwo aus der Ferne vernahm sie das fröhliche Plätschern eines Baches, sah bunte Schmetterlinge, die mit der Blütenpracht zu verschmelzen schienen. Pferde tobten ausgelassen im Sonnenschein über eine Koppel, hoch über ihr, im strahlenden Blau des Himmels, zogen majestätisch anmutende Adler ihre Kreise. Ein zarter Windhauch strich ihr übers Gesicht und spielte mit ihrem Haar. Tief zog sie den würzigen Duft ein und wurde mit einem Mal schmerzlich an ihre Heimat erinnert. Erschrocken fuhr sie herum, als sie eine Berührung auf ihrer Schulter spürte.
"Kathryn?" rief Chakotay leise.
Chakotay hatte sich die ganze Zeit still im Hintergrund gehalten - sie beobachtet; daß Bild, das sich ihm bot, tief in seinem Gedächtnis eingegraben. Er sah sie in diesem Moment nicht mit den Augen eines Sternenflottenoffiziers; sondern mit den Augen eines Mannes - der liebte.
"Chakotay?" fuhr Kathryn erschrocken auf.
Er lachte. "Wen haben Sie den erwartet - einen klingonischen Krieger etwa?"
"Nein, natürlich nicht" beantwortete sie leise seine Frage. "Ich hatte nur für einen Moment das Gefühl, zu Hause zu sein."
"Nun, was haben Sie geplant, Chakotay?" fuhr sie mit fester Stimme fort. "Lüften Sie nun endlich Ihr Geheimnis?"
"Eine Fahrradtour."
"Eine... was?" Völlig entgeistert schaute Kathryn in an.
Er mußte lächeln, als er ihren Gesichtsausdruck sah. Lächelnd zeigte er auf die zwei Gefährte, die am Stamm eines riesigen Baumes lehnten und die Kathryn bis zu diesem Moment noch nicht bemerkt hatte.
"Das Fahrrad war im zwanzigsten Jahrhundert ein überaus beliebtes Fortbewegungsmittel" klärte er sie nun auf. "Es war nicht nur dafür da, um im Alltag innerhalb einer Großstadt, die vollgestopft mit Automobilen war, schnell von Punkt A zu Punkt B zu kommen. Nein, ein Großteil der Bevölkerung nutzte es auch in der Freizeit, um vergnügliche Touren außerhalb der Großstadt zu unternehmen. Da war es egal, wie alt man war, jeder konnte es nutzen und jedem machte es Spaß. Oder im Sport. Das Radrennen war sogar eine anerkannte Olympische Disziplin."
"Und woher wissen Sie das alles?" unterbrach Kathryn amüsiert seinen Redefluß. "Ich kann mir nicht vorstellen, daß Ihr Stamm in der Vergangenheit jemals so ein Gefährt benutzt hat."
"Von Tom" gab er zerknirscht zu.
"Ich hab’s doch geahnt" entfuhr es ihr. "Nun gut, lassen Sie es uns versuchen. Wie funktioniert dieses Ding... äh Fahrrad eigentlich?"
"Bewegt wird es durch die eigene Muskelkraft. Sie bestimmen selbst, wie schnell oder langsam Sie fahren möchten" klärte er sie auf.
Elegant schwang er sich in den Sattel und drehte einige Runden um sie herum.
*Sieht eigentlich ganz einfach aus* dachte Kathryn
Zehn Minuten später und nach einigen mißglückten Versuchen, mußte sie allerdings feststellen, daß es gar nicht so einfach war, gleichzeitig zu treten, zu lenken und noch das Gleichgewicht zu halten. Mehrmals war sie in Chakotays Armen gelandet, der sie auffing, bevor sie Bekanntschaft mit dem harten Boden machen konnte. Nach weiteren fünf Versuchen hatte sie endlich den Dreh raus und fuhr, wenn auch noch ein wenig wacklig, die ersten Runden.
"Und?" fragte Chakotay neugierig.
"Ich glaube, jetzt bin ich soweit. Lassen Sie uns starten" meinte Kathryn fröhlich. "Wo lang?"
"Na, immer der Nase nach. Wir haben den ganzen Tag vor uns" erwiderte Chakotay lachend.
Kurz darauf radelten sie los, hinein in diese atemberaubende Landschaft. Mehrmals drehte sich Chakotay zu Kathryn um, vergewisserte sich, daß sie sicher im Sattel saß und das Tempo für sie nicht zu schnell war.
Ihr Weg führte sie vorbei sie an bunten Feldern, übersät mit den verschiedensten Arten von Blumen, die einen betörenden Duft verströmten. Vorbei an kleinen Bächen und Flüssen, in denen munter Forellen herum schwammen. An einer kleinen, lustig sprudelten Quelle machten sie kurz halt, um ihre erhitzten Gesichter ein wenig zu kühlen. Kathryn zog ihre Jacke aus und konnte, nur noch im ärmellosen Top, den Fahrtwind auf ihren Armen spüren. Ihr machte es Spaß, einfach draufloszuradeln, den Wind in ihrem Gesicht zu fühlen; einfach wieder einmal frei zu sein, ohne Verpflichtungen, ohne Verantwortung. *Chakotay, ich danke dir* dachte sie im Stillen. *Ohne dich hätte ich dies wahrscheinlich niemals kennengelernt * Lächelnd schaute sie zu ihm hinüber, sah, daß er die Stille, nur unterbrochen vom Spiel des Windes und den Stimmen der Tiere, genau so genoß wie sie. Jeder war erfüllt von der Gegenwart des Anderen, dankbar, wieder einmal einen Tag zu zweit verbringen zu können.
Weiter ging ihre Fahrt, vorbei an riesigen Weiden, in denen im schönsten Durcheinander schwarze und weiße Schafe grasten. Vorbei an Koppeln, wo ihnen bunte Kühe träge Blicke zuwarfen.
Vier Stunden waren sie nun schon in dieser schönen Welt unterwegs und Kathryn bemerkte langsam, daß ihre Arme und Beine unbedingt eine Pause brauchten.
"Chakotay" rief sie deshalb. "Können wir irgendwann eine Pause einlegen?"
"Aber natürlich. Wie wäre des dort drüben?" rief er zurück und zeigte auf einen mächtigen Baum, dessen ausladende Krone ihnen wohltuenden Schatten spenden würde.
Vorsichtig lehnte Kathryn ihr Rad an den Baum und ließ sich aufseufzend auf die von Chakotay ausgebreitete Decke nieder.
"Müde?" fragte er lächelnd
"Nein, nur ein wenig geschafft von der ungewöhnlichen Art der Fortbewegung" meinte sie grinsend.
"Haben Sie Hunger? Ich habe einen Picknickkorb dabei."
"Von Neelix gepackt?" fragte sie vorsichtig.
"Nein, von mir selbst" erwiderte er belustigt. "Ich wollte sicher gehen, daß etwas dabei ist, daß man auch essen kann."
"Und Kaffee?" fragte sich hoffend.
"Natürlich, auch Kaffee" seufzte er. *Wann endlich wirst du von diesem Zeug loskommen?* fragte er in Gedanken. Diese Frage konnte er sich eigentlich selbst beantworten: Wahrscheinlich nie.
Satt und zufrieden ließ sich Kathryn langsam am Stamm hinab gleiten, bis sie ganz auf der Decke zum Liegen kam. Eine wohltuende Müdigkeit breitete sich in ihr aus. Wenige Minuten später zeigte ihr gleichmäßiges Atmen, daß sie eingeschlafen war.
Liebevoll betrachtete Chakotay die Schlafende, strich ihr vorsichtig eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Leise sammelte er die Reste ihres Picknicks zusammen und verstaute sie wieder im Korb. Seufzend lehnte er sich an den Baumstamm, schloß die Augen und gab sich ganz seinen Gedanken hin.
Kathryn träumte - zarte Hände streichelten ihr Gesicht, ihren Hals. Federleichte Küsse wurden über die Innenseite ihrer Hand verteilt. Kathryn gab sich voll diesem Traum hin, wünschte, daß nie zu Ende gehen würde. *Ein Traum, dem man so real spüren kann?* Langsam kehrte ihr Bewußtsein wieder aus dem Land der Träume zurück. Aber der Traum war immer noch da. *Chakotay* durchfuhr es sie heiß. Langsam öffnete sie die Augen und versank sofort in seinem Blick.
"Chakotay?" fragend blickte sie ihn an. Hatte er die ganze Zeit neben ihr gelegen und sie beobachtet?
"Hallo Schlafmütze. Ich dachte schon, Sie wollten den restlichen Tag verschlafen" meinte er in lockeren Tonfall.
"Wie lange habe ich geschlafen?" erkundigte sie sich..
"Drei Stunden."
"So lange? Und was haben Sie getan?" fragte sich fast schüchtern.
"Ihnen zugeschaut. Es war schön, wieder nur einmal Kathryn vor mir zu haben und nicht den Captain" beantwortete er leise ihre Frage. Zärtlich ließ er seine Fingerspitzen an ihrer Wange hinab gleiten, streichelte zärtlich ihren Hals, konnte das leise Zittern spüren.
"Chakotay, was tun Sie da?" hauchte sie.
"Nichts" entgegnete er und ließ seine Lippen zärtlich über die ihren gleiten.
Sanft legte sie ihm eine Hand auf die Brust. "Chakotay, sollten wir uns nicht langsam wieder auf den Weg machen?"
Er reagierte nicht auf ihre Worte, fuhr mit seinen Zärtlichkeiten fort.
Sie wollte ihm nicht weh tun oder zurückstoßen, aber sie mußte dies hier beenden, solange sie noch dazu in der Lage war. Wie gern hätte sie sich ihm ganz hingegeben, ihm gezeigt, daß sie mehr in ihm sah als ihren Freund, ihren Vertrauten. Aber sie konnte nicht, zu groß wären die Auswirkungen auf sie, auf die gesamte Crew gewesen. Zärtlich strich sie ihm über die Wange. "Chakotay, bitte, machen Sie mir es nicht schwerer, als es ohnehin schon ist" flehte sie ihn leise an.
Mit traurigem Blick wandte er sich von ihr ab. *Warum Kathryn, warum schon wieder der Rückzug in dein Schneckenhaus? Warum läßt du es nicht endlich zu, möchtest es doch genauso wie ich* dachte er kummervoll.
"Wir können das Programm auch hier beenden, wenn Sie möchten" meinte er und reichte Kathryn die Hand, um ihr beim Aufstehen zu helfen. Ein leises Stöhnen entfuhr ihr.
"Was ist?"
"Ich glaube, meine Beine sind mit Ihrem Vorschlag mehr als einverstanden. Im Moment habe ich das Gefühl, eine weitere Stunde auf diesem Gefährt würden sie nicht überleben" meinte sie.
"Schaffen Sie es bis zu Ihrem Quartier oder soll ich Sie tragen?" konnte er schon wieder witzeln.
"Unterstehen Sie sich" meinte sie lachend. "Ich will nicht zum Gespött meiner eigenen Crew werden."
"Computer, Programm beenden" befahl Chakotay.
Kurz bevor sie das Holodeck verließen, ergriff Kathryn zärtlich seine Hand.
"Chakotay, ich möchte mich bedanken. Für den unbeschreiblich schönen Tag."
Liebevoll schaute er sie an. "Für den ganzen Tag?" forschte er nach.
"Ja, für den ganzen Tag, vom dem ich jede Minute genossen habe."
Glücklich lächelnd verließ er mit ihr gemeinsam das Holodeck.

 

Teil 3

Unsanft wurde Kathryn am nächsten Morgen vom Wecksignal aus dem Land der Träume geholt. Gähnend steckte sie sich... und stieß einen Schmerzensschrei aus. Alle erdenklichen Muskeln in ihren Körper schienen sich gegen sie verschworen zu haben. Vorsichtig richtete sie sich auf und ließ sich sofort mit einem Stöhnen wieder zurücksinken. Wie sollte sie heute ihren Dienst auf der Brücke versehen, wenn sie noch nicht mal in der Lage war, den Weg aus ihrem Bett zu finden. *Oh, Chakotay, na warte. Du hast mir freundlicher Weise verschwiegen, welche Nachwirkungen dieses Fahrrad fahren mit sich bringt.* Mühevoll rappelte sie sich hoch, versuchte die schmerzenden Muskeln zu ignorieren. Vergebens, jede unbedachte Bewegung trieb ihr die Schweißperlen auf die Stirn. "Kaffee, schwarz" hauchte sie ihren Replikator an. Sie wußte, eigentlich hatte sie dafür keine Zeit, in wenigen Minuten würde ihre Schicht beginnen. Das war ihr im Moment gleichgültig. Zuerst brauchte sie ihr Lebenselixier, um wenigstens einigermaßen auf die Beine zu kommen und den Tag irgendwie hinter sich zu bringen. *Delta-Quadrant, sei heute nett zu mir. Keine Auseinandersetzungen, keine Anomalien - nur Ruhe und Frieden* bat sie im Stillen, bevor sie sich auf den Weg zur Brücke begab.

Chakotay schaute mehrmals zur Uhr. Seit zwanzig Minuten hatte der Frühdienst begonnen und Kathryn war immer noch nicht anwesend. Untypisch für sie. Tom hatte sich schon mehrmals grinsend zu ihm umgedreht. *Was denkt er, habe ich mit Kathryn angestellt* sinnierte er.
Fünfundzwanzig Minuten nach Dienstbeginn betrat ein leicht gequält blickender Captain die Brücke. Vorsichtig stieg sie die Stufen zu ihrem Sessel hinab, darauf bedacht, keine Bewegung zu machen, die ihre Muskeln ihr übelgenommen hätten. Vorsichtig ließ sie sich in ihren Sessel sinken und biß sich auf die Lippen, um ein Stöhnen zu unterdrücken. Als sie aufsah, blickte sie in die grinsenden Gesichter ihrer Brückencrew.
"Haben Sie nichts zu tun, meine Herren?" fragte sie leicht gereizt.
Schmunzelnd sah Chakotay sie an. "Alles in Ordnung, Captain?"
"Natürlich" entgegnete sie. "Aber wir zwei sprechen uns noch!" zischte sie ihn an.
Nach einer Stunde hatte sie es satt, ständig in die grinsenden Gesichter ihrer Brückencrew zu blicken. Außerdem fiel ihr das Sitzen von Minute zu Minute schwerer und sie hatte das Gefühl, alle Muskeln ihres Körpers legten es darauf an, ihr den Tag so beschwerlich wie möglich zu machen. Stöhnend erhob sie sich.
"Ich bin in meinen Bereitschaftsraum und möchte nur gestört werden, wenn das Schiff geentert wird oder sich eine unerwartete Energiequelle für meinen Kaffee auftut. Chakotay, Sie haben die Brücke!"
Langsam begab sie sich in Richtung ihres Raumes, wohl wissend der grinsenden Gesichter in ihrem Rücken und wurde bis Schichtende nicht mehr auf der Brücke gesehen.

 

Teil 4

Drei Wochen später

Kathryn war auf den Weg zu einem verspäteten Abendessen und hoffte, auch Chakotay dort noch anzutreffen. Suchend ließ sie ihren Blick durch den Raum gleiten und hatte ihn auch kurz darauf entdeckt. Fröhlich plaudernd saß er zwischen B’Elanna, Tom und Harry. *Na, das paßt ja prima* dachte Kathryn hinterhältig. Sie ließ sich von Neelix ihr Abendessen - was immer es auch sein mochte - reichen und schlängelte sich durch die vollbesetzten Plätze, bis sie vor dem Tisch ihrer vier Führungsoffiziere stand.
"Darf ich mich setzten?"
"Na immer, Captain" erwiderte Tom fröhlich und war schon aufgesprungen, um ihr den Stuhl zurechtzurücken.
Chakotay war wieder so sehr in sein Gespräch mit B’Elanna vertieft, daß der den verschmitzten Blick, den Kathryn Harry zuwarf, nicht bemerkte.
*Oh, oh Commander, Angriff aus dem Hinterhalt geplant* dachte Harry belustigt.
"Commander" ließ Kathryns Stimme ihn auffahren. "Haben Sie nach Schichtende schon etwas vor?"
"Nein, eigentlich nicht. Warum?" fragte er neugierig.
"Nun, ich lade Sie für zwanzig Uhr auf Holodeck 2 ein" entgegnete sie zuckersüß.
"Captain?" Verdutzt schaute er sie an.
"Sie und der Doktor liegen mir doch ständig in den Ohren, ich solle ein wenig mehr für meinen sportlichen Ausgleich tun, oder?" erinnerte sie ihn freundlich.
"Ja, natürlich" entgegnete er ahnungslos lächelnd.
*Nun Commander, die Falle ist gerade zugeschnappt* dachte Harry und konnte sein aufsteigendes Kichern gerade noch unterdrücken.
"Na, dann bis zwanzig Uhr." Mit diesen Worten, einen verschwörerischen Blick in Harrys Richtung, verließ Kathryn lächelnd den Speiseraum.

Fröhlich pfeifend, nichtsahnend, was ihn auf Holodeck 2 erwarten würde, trat er ein.
Ein "Schön, daß Sie da sind" und "Computer, Tür verriegeln" ließen ihn erschrocken herumfahren. Völlig verdutzt schaute er in Kathryns lachendes Gesicht.
"Kathryn?" fragte er vorsichtig.
"Nun, wir zwei werden uns heute bei einem kleinen Tennisspiel erholen."
Er haßte Tennis und das wußte sie genau.
"Ich spiele kein Tennis" widersprach er.
"Ich weiß und ich bin noch nie Fahrrad gefahren" entgegnete sie und mußte über seinen Gesichtsausdruck lachen.
*Gib dich geschlagen* dachte er. *Die Tür ist verriegelt und du hast keine Chance, ihr zu entfliehen.* Mit einem letzten, verzweifelten Seufzer ergriff er den Schläger und gab sich dem Unvermeidlichen hin.

Zwei Stunden später war er am Ende. Der Schweiß rann ihm in Strömen übers Gesicht, sein Shirt klebte wie eine zweite Haut an seinem Körper, sein Atem ging nur noch stoßweise und seine Arme und Beine fühlten sich an, als ob er den ganzen Tag Felsbrocken geschleppt hätte. Rücksichtslos hatte sie ihn quer übers Spielfeld gejagt. Ihre Aufschläge waren immer härter geworden und er wurde das Gefühl nicht los, daß es ihr einen unbändigen Spaß bereitete, zu sehen, wie er sich abmühte, ihre Bälle zu erwischen. In ihrem Gesicht waren nicht die kleinsten Anzeichen von Erschöpfung zu erkennen. Zielsicher konnte sie jeden seiner Schläge voraussehen, so das sie sich, im Gegensatz zu ihm, relativ wenig bewegen mußte.

Aber jetzt war genug. Kapitulation war der einzige Ausweg, wenn er den Abend noch überleben wollte. Völlig fertig ließ er den Schläger aus seiner Hand gleiten und fiel vor Kathryn auf die Knie.
"Gnade, bitte Kathryn" brachte er mühsam hervor.
Lächelnd ging Kathryn auf ihn zu und ließ ihren Blick über seinen vor Schweiß glänzenden Körper gleiten. *Wenn er wüßte, wie sexy er in diesem Moment aussieht* dachte Kathryn im Stillen.
Mit einem "Chakotay, geben Sie etwa auf?" ging sie vor ihm in die Hocke und lächelte verschmitzt. Auf seinem Gesicht waren deutlich die Anstrengungen der letzten Stunden zu sehen.
"Sie haben gewonnen, ich gebe auf. Zufrieden?" brummte er.
"Oh, Chakotay, einmal von Ihnen diese Worte zu hören; wer hätte das gedacht" lachte sie schallend.
"Sie haben gewußt, daß ich irgendwann aufgeben würde, stimmst?" forschte er nach.
"Gewußt nicht, gehofft schon."
Er blinzelte ihr zu. "Ich hoffe, Sie hatten Ihren Spaß, Kathryn?"
"Glauben Sie mir, den hatte ich. Es war herrlich, Sie völlig verzweifelt übers Spielfeld rennen zu sehen" lachte sie.
"Da frage ich mich doch, wer hier heute seinen sportlichen Ausgleich hatte?" brummte er, konnte ihr allerdings nicht böse sein.
"Kommen Sie, Chakotay, ich erlöse Sie für heute von Ihren Qualen."
Immer noch lachend, wandte sie sich dem Ausgang zu. "Computer, Tür öffnen!"
Zwischenzeitlich hatte sich Chakotay stöhnend wieder auf seine Füße gestellt und versuchte, den Weg bis zu seinem Quartier einigermaßen würdevoll hinter sich zu bringen. Keiner sollte merken, daß er momentan die Grenze seiner Leistungsfähigkeit erreicht hatte. Als ob dies für heute nicht schon genug gewesen wäre, sah er beim Verlassen des Holodecks Tom und Harry um die Ecke biegen. *Oh nein, nicht auch das noch.* Wenn Tom bemerkte wie erledigt er war... nun, er konnte jetzt schon die Sticheleien hören, die er morgen auf der Brücke über sich ergehen lassen mußte.
"Captain, Commander" grüßten die beiden fröhlich.
"Hatten Sie einen angenehmen Abend" erkundigte sich Harry und lächelte Kathryn verschmitzt zu.
"Sehr angenehm und sehr interessant" entgegnete sie schmunzelnd, verabschiedete sich von den beiden und begab sich mit Chakotay in Richtung ihrer Quartiere.

Als beide außer Reichweite waren, hielt Tom Harry am Ärmel fest.
"Harry, was war das eben?" fragte er.
"Was?" tat Harry völlig ahnungslos.
"Nun, der Captain und Chakotay auf dem Holodeck, was haben die beiden angestellt? Chakotay sah ja völlig fertig aus."
"Nun... Tennis gespielt" erwiderte Harry todernst.
"Tennis gespielt?" platzte es aus Tom heraus. "Chakotay haßt Tennis und seit wann spielt der Captain wieder?" fragte er völlig verblüfft.
"Oh, seit einigen Wochen... und ich bin ihr Trainingspartner." Nun konnte sich Harry nicht länger beherrschen und lachte schallend los, als er Toms Gesicht sah.
"Soll das heißen, Sie haben gewußt, was der Captain heute vorhatte und wie die ganze Sache ausgeht?" fragte Tom völlig perplex.
"Ja, klar. Sagen wir mal, daß wir ihre kleine Revanche für den Holoausflug vor einigen Wochen."
"Der Fahrradausfllug" entfuhr es Tom.
"Sie haben es erfaßt, Tom."
"Kann Liebe grausam sein" murmelte Tom.
"Wie bitte? Verblüfft schaute Harry in an.
"Ach kommen Sie schon, Harry. Jeder auf dem Schiff weiß, daß die beiden mehr füreinander empfinden als nur Freundschaft. Nach fünf gemeinsamen Jahren sollten sie eigentlich in der Lage sein, den Tatsachen endlich ins Auge zu sehen."
"Sagen Sie das den beiden, nicht mir!" knurrte Harry.
"Glauben Sie mir Harry, das werde ich, irgendwann."

Kathryn und Chakotay hatten inzwischen ihre Quartiere ohne weitere Zwischenfälle erreicht. Immer wieder warf sie ihm belustigte Blicke zu, als sie sah, wie er mehr schlich als ging.
"Chakotay, ich wünsche Ihnen eine angenehme Nachtruhe und..." wandte sie sich nochmals um, bevor sie ihr Quartier betrat "... ein heißes Bad soll Wunder gegen gequälte Muskeln wirken."
Sein gezielt geworfenes Handtuch traf nur noch die sich schließende Tür.

Aufatmend ließ sich Chakotay in den nächstbesten Sessel sinken. Morgen, das wußte er, würde er jeden einzelnen Knochen seines Körpers spüren. *Was für eine Schande* dachte er. *Sich so von ihr reinlegen zu lassen.* Er hätte wissen müssen, daß sie sich irgendwann für den Holoausflug rächen wurde. Aber mußte es gerade auf diese Weise sein?
"Janeway an Chakotay" riß ihn das Intercom aus seinen Grübeleien.
"Ja, Captain?"
"Chakotay, es ist keine Schande, gegen seinen Captain zu unterliegen" erklang ihre fröhliche Stimme.
"Gegen seinen Captain nicht - gegen eine Frau schon" brummte er.
"Ach Chakotay" lachte sie "Sie werden es verschmerzen."
"Na sicher doch. Nur wird es eine lange, lange Zeit dauern"
"Chakotay" hörte er ihre bittende Stimme. "Ich mache es wieder gut. Versprochen!"
"Wie?" fragte er neugierig.
"Das weiß ich noch nicht. Aber ich laß mir etwas einfallen."
*Ich könnte dir auf Anhieb mehrere Vorschläge unterbreiten* schoß es Chakotay durch den Kopf. Nur, ob sie das Selbe meinte?
"Nie wieder Tennis!" forderte er stattdessen.
"Großes Indianerehrenwort!" versprach Kathryn und ließ sich aufatmend in ihr Schaumbad gleiten.

-Ende-

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