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Parodien >> Das Missgeschick

von Nadine

Die Sonne entfaltete ihre ganze Stärke und erwärmte entsprechend die Luft, so dass die vorherrschende Temperatur schon beinahe unerträglich war. Der schwache Wind, der gelegentlich wehte, verschaffte da so gut wie überhaupt keine Linderung.
Überall waren die Stimmen der Anwesenden zu hören. Sie kicherten, erzählten, lachten und waren alle um einen großen Swimmingpool versammelt, der wahrlich äußerst aufwendig gestaltet war: der Beckenrand war mehrmals geschwungen, und in der Mitte des Bassins erhoben sich zwei kleine Inseln aus dem Wasser, auf denen jeweils eine Palme und viele andere exotische Pflanzen wuchsen und die durch eine kleine Brücke verbunden waren, von deren beiden Enden wiederum jeweils eine Art kleiner Steg zum Beckenrand führte.

Es war der Geburtstag von Tom Paris. Er hatte auf dem Holodeck ein sommerlich fröhliches Szenario kreiert, eine sogenannte Poolparty, wie er es unter Grinsen immer genannt hatte. Stundenlang hatte er zusammen mit B'Elanna an diesem Programm gearbeitet um es perfekt zu machen, und nun stand er zufrieden lächelnd mit ihr inmitten aller anwesenden Crewmitglieder und projizierten hübschen jungen Mädchen und auch Männern, die nur das Nötigste an Bekleidung trugen und stets freundlich lächelnd Getränke verteilten. Auch für Musik in gemäßigter Lautstärke war gesorgt worden.
Vor etwa zwei Stunden hatte die Party offiziell begonnen und war bereits jetzt in vollem Gange. Harry Kim unterhielt sich angeregt mit einem weiblichen, äußerst hübschen Fähnrich, der Doktor stolzierte mit einem breiten Grinsen im Gesicht und dank B'Elannas Modifikationen bezüglich seines Programms zum ersten Mal nur mit Shorts bekleidet durch die Menge, und Seven zog durch ihren äußerst knapp geschnittenen, grau-metallisch schimmernden Bikini die Blicke sämtlicher Crewmitglieder auf sich, zumal nun zu sehen war, wie viel Borgimplantate wirklich noch vorhanden waren - natürlich entging der Anblick der Ex-Borg auch Harry nicht, und somit wanderte sein Blick stets von Seven zum Fähnrich und wieder zurück.

Chakotay genoss das kühle Nass innerhalb des Pools. Seine von Natur aus dunkel getönte Haut erweckte den Eindruck, als hätte er schon tagelang nichts anderes getan als sich zu sonnen und im Wasser zu relaxen.
Jetzt fehlte nur noch eine Person...und das war der Captain des Schiffes. Alle hatten gehofft, dass sie kommen würde, sich jedoch schon früh mit der Tatsache auseinandergesetzt, dass sie höchstwahrscheinlich enttäuscht würden. In letzter Zeit war sie wieder etwas mehr auf die eigene Privatsphäre bedacht, hielt eine deutlich spürbare Distanz zu ihren Offizieren ein, die dieses Verhalten ihres Captains zwar bedauerten, jedoch respektierten.
Jeder rechnete eigentlich irgendwie damit, dass sie nicht kommen würde. Daher war das Erstaunen und die Überraschung umso größer, als plötzlich die Türen des Holodecks beiseite glitten und den Blick auf Captain Kathryn Janeway freigaben. Sie lächelte verlegen und trat langsam ein, so dass sie auch schon gleich die Blicke der anderen auf sich zog. Während Tom und B'Elanna sofort freudig auf sie zutraten und sie begrüßten, schwamm Chakotay zum Beckenrand um sie besser beobachten können.
Er hatte Kathryn noch nie zuvor so gesehen; sie trug einen hellgrauen, schlicht geschnittenen Bikini, der ungewohnt viel Haut freigab und ihre weiblichen Körperformen auf erotische Art und Weise betonte. Das kinnlange Haar war mit vielen kleinen Haarklemmen am Hinterkopf festgesteckt. Chakotay war verzückt, konnte seinen Blick nicht von ihr abwenden; sie war einfach atemberaubend schön. Kathryn besaß große Ausstrahlung, und zwar nicht nur dann, wenn sie ihren Dienst tat, sondern auch in Augenblicken wie diesem, in denen sie durch ihre Natürlichkeit, ihren Charme bezauberte und durch ihr Lächeln bestach. Er liebte es, sie zu beobachten, zu beobachten, wie ihre Hände das Gesagte geschmeidig unterstrichen und vervollständigten, ihr Gesichtsausdruck sich stets änderte...lebhaft, schön, voller Charisma. Das war Kathryn. Seine Kathryn. Und plötzlich...plötzlich wandte sie den Blick von Tom und B'Elanna ab, lächelte weiterhin unentwegt und schritt langsam durch die Menge hinüber zum Pool. Chakotay erschrak, als sie ihm nun tief in die Augen blickte, weiterhin lächelte, ganz nahe war.

"Na, Commander, lassen Sie mal sehen, ob sich schon Schwimmhäute gebildet haben!"
Sie mussten beide lachen, während Kathryn in die Hocke ging und Chakotays Finger befühlte.
"Hübsch sehen Sie aus, Kathryn..."
Der verstohlene Blick des ersten Offiziers wanderte ihr Dekolleté hinab.
Sie lächelte verlegen und begann an dem Stoff, der ihren Körper bedeckte, herumzuzupfen.
"Ach...äh...finden Sie? Ich habe diesen Bikini schon lange nicht mehr getragen..."
*Wem sagst du das...*
"...und naja, enger dürfte er nun wirklich nicht sein!"
*Das sehe ich etwas anders...*
"Hätten Sie nicht Lust mir hier drin etwas Gesellschaft zu leisten? Ist sehr erfrischend..."
"Ja, Chakotay, warum nicht...Tom hat es ziemlich gut gemeint mit der Temperatur..."
Lächelnd wandte sie sich ab und trat auf das kleine Sprungbrett. Sie spannte ihren Körper an, führte beide Arme langsam nach oben, während sie ein klein wenig die Fersen anhob und ließ sich schließlich mit einem sanften Ruck elegant ins Wasser gleiten.
Chakotay hatte Kathryn bei ihrem Ritual verzückt beobachtet, ihren Körper, die Spannung, die sie in ihm aufgebaut hatte...
Nun wartete er darauf, dass sie wieder auftauchte. Doch zu seiner Verwunderung war es nicht Kathryn, die sich ein paar Meter vor ihm an die Wasseroberfläche begab. Es war etwas viel Verhängnisvolleres, etwas, das Kathryn bis vor wenigen Augenblicken noch getragen hatte und dessen Fehlen sie nun in eine äußerst unangenehme Situation bringen würde: ihr Bikinioberteil.

Chakotay musste auflachen, hielt sich jedoch in der Absicht, seinem Captain die nötige Rückendeckung zu geben, schon gleich wieder die Hand vor den Mund um nicht die Aufmerksamkeit aller auf sich zu ziehen. Er musste handeln um Kathryns peinliches Missgeschick so gut wie möglich zu vertuschen, aber er wusste im Augenblick noch nicht so recht, wie er dies anstellen sollte. Entweder blieb er dort, wo er sich gegenwärtig befand um Kathryns Oberkörper zu verdecken, sobald sie bei ihm auftauchte, oder er schwamm so schnell wie möglich los um das Bikinioberteil, das sich nun gefährlich schnell auf den Beckenrand zu bewegte und somit schon bald in den Blickwinkel mehrerer Gäste kommen würde, wieder einzufangen. Aber dann wäre Kathryn wieder ohne Schutz...
Chakotay rang mit sich, beschloss dann jedoch, zuerst auf Kathryn zu warten und dann so schnell wie möglich loszuschwimmen. Dies war bei weitem keine optimale Lösung, die gab es jetzt auch nicht, aber es war immerhin die Lösung, die ihm im Augenblick am effizientesten erschien.
Er blickte zum Grund des Pools und sah, wie sich Kathryn dicht am Boden gekauert und mit verhaltenen Armbewegungen ihren Weg durch das Wasser bahnte; natürlich hatte auch sie sofort bemerkt, was geschehen war und schwamm nun zielstrebig auf Chakotay zu - Chakotay, ihr engster Vertrauter, auch in solch peinlichen Momenten.
Dicht vor ihm tauchte sie schließlich auf, ihre Brüste mit verschränkten Armen bedeckend, wenn sie auch nur den Kopf aus dem Wasser streckte. Scham und Pein standen ihr förmlich ins Gesicht geschrieben.
Sie wimmerte:
"Oh, Chakotay, ich bitte Sie, helfen Sie mir...lachen Sie, soviel Sie wollen, aber um alles in der Welt nicht jetzt! Es ist zu peinlich, was denkt die Crew, ich kann mich ja nicht mehr aus dem Quartier trauen...Chakotay...Verdammter Verschluss, war wohl nicht richtig eingehakt!"
Der Commander hob seine Arme, wollte sie schützend um Kathryn legen, ließ jedoch im Bruchteil einer Sekunde von seinem Vorhaben ab, als er erkannte, dass dies ein mindestens ebenso großes Unheil heraufbeschwören könnte - jedenfalls redeten sie beide sich das immer ein.

"Hey, Kathryn, jetzt hören Sie mir mal zu, ich werde nicht über Sie lachen, auf gar keinen Fall, okay? Wir werden es gemeinsam tun, heute Abend beim Abendessen, was meinen Sie, um acht in meinem Quartier? Da sind ohnehin noch ein paar Berichte durchzusehen....nur als Alibi, bevor Tom wieder auf dumme Gedanken kommt..."
Kathryn lächelte gequält und nickte.
"Na sehen Sie, alles halb so schlimm! Und jetzt...ähm...werde ich Ihnen...Ihr...äh...Kleidungsstück zurückholen, bevor es entdeckt wird!"
"Aber Chakotay, Sie können mich doch hier nicht zurücklassen, ich meine...so ganz ohne Sichtschutz!"
Chakotay überlegte ein paar Sekunden, sah sich um und erwiderte dann:
"Kathryn, schauen Sie, dort drüben bei der Insel ragt ein großer Palmenwedel ins Wasser...es ist nicht weit...schwimmen Sie dorthin und stellen Sie sich dahinter, da sind wir auch am ungestörtesten, wenn wir später versuchen, Ihnen das Ding wieder anzuziehen!"
Kathryn blickte hilfesuchend nach dem Palmenwedel und dann wieder zu Chakotay zurück.
"Na schön...aber beeilen Sie sich, ach, und Chakotay..."
Sie machte eine kurze Pause.
"Danke..."
Chakotay lächelte, wartete bis der Captain wieder unter Wasser ging um hinüber zu der kleinen Insel zu schwimmen und machte sich dann selbst mit kraftvollen Arm- und Beinzügen auf den Weg. Glücklicherweise waren außer ihnen beiden nur noch sehr wenige andere im Pool, die sich zudem in einer ganz anderen Ecke aufhielten und nichts bemerkt zu haben schienen, auch wenn sie hin und wieder herüber geblickt hatten.
Das Bikinioberteil war schon ein recht großes Stück weiter getrieben, wenn er nicht wollte, dass es entdeckt wurde, so musste er es jetzt zu fassen bekommen.
Noch zwei Armzüge, noch einer...
Chakotay packte das Stück Stoff, drückte es ruckartig unter Wasser, so dass selbiges nach allen Seiten wegspritzte und sich daraufhin auch prompt ein paar Gäste umdrehten.
Chakotay begann albern zu kichern.
"Hähä...ich habe schon immer gerne im Wasser geplanscht, schon seit ich ein Kind war...hähä..."
Als sich die betreffenden Personen grinsend wieder umdrehten, schwamm Chakotay rasch zurück zu Kathryn.
"Da sind Sie ja! Nun geben Sie schon her, dort vorn kommen noch mehr Leute in den Pool!"
Sie riss ihm das Oberteil aus der Hand, signalisierte ihm mit ihrem Blick, dass er den seinen doch nun wenigstens während sie es anzog von ihr abwenden sollte und legte es behutsam um ihren Oberkörper. Dabei blickte sie immer wieder verstohlen um sich, um sicherzugehen, dass ihr auch ja niemand zusah, was Chakotay ein Grinsen auf die Lippen trieb.

"Ja, ja, Commander, wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen, ich weiß schon! Nun grinsen Sie nicht so unverschämt, sondern helfen Sie mir und machen Sie den Verschluss zu!"
Chakotay dachte nicht daran eine ernste Miene zu machen, sondern ließ sein Grinsen noch mehr in die Breite wachsen.
"Ist das ein Befehl?" fragte er scherzhaft.
"JA! Und nun machen Sie schon! Ich warne...ich bitte Sie, Chakotay!"
Chakotay trat weiter hinter sie, tat wie ihm befohlen wurde und schloss den Verschluss. Behutsam, jedoch auch spürbar zögerlich legte er seine vom Wasser kühlen Hände auf Kathryns ebenso kühle Schultern. Er spürte, wie sie bei seiner Berührung zusammenzuckte und eine Gänsehaut bekam. Sie schloss die Augen, fühlte, wie seine Hände ihre Oberarme hinunter wanderten, genoss die Streicheleinheit, die sie immer so sehr ersehnte.
"Fertig!" hauchte er ihr ins Ohr.
Kathryn öffnete die Augen wieder, drehte sich langsam zu ihrem ersten Offizier um.
Sie blickten sich für einige Sekunden tief in die Augen, Sekunden, in denen die Musik, das Plätschern des Wassers, die Stimmen der Offiziere für Sie beide lautlos zu werden schienen.

"Ich...ich gehe dann mal wieder raus dem Wasser...wird jetzt doch etwas kühl...also dann..."
Sie lächelte verlegen, wollte gerade losschwimmen, als Chakotay hinter ihr herrief:
"Und nicht vergessen, Captain, heute Abend um acht, die Berichte warten!"
"Ist gut, Commander!"
Lächelnd und überaus erleichtert schwamm sie davon. Niemand schien ihr Missgeschick mitverfolgt zu haben. Auffällig war eigentlich nur, dass Seven sie mit einer weit nach oben gezogenen Braue betrachtete, als sie aus dem Wasser stieg.

Sie stand vor seinem Quartier und betätigte den Türmelder. Die Türen glitten auseinander und Kathryn sah sich einem leger gekleideten ersten Offizier gegenüber. Sie blickten sich an, prusteten heraus und begannen lauthals zu lachen.

-Ende-

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