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Parodien >> Die große Käseverschwörung

von Judith

Hallo!
Mein Name ist Riepischiep, und ich bin Maus auf der Voyager. Und außer mir
leben noch ungefähr 300 andere Mäuse auf diesem Schiff, und alle werden wir
von Neelix ernährt, der es für seine Pflicht hält, uns regelmäßig mit
Essensresten zu versorgen. Hier wohnen drei verschiedene Sippen, jeweils
unterteilt in 15 Familien.
Ich gehöre zur Sippe und Familie von General Kanonenkugel (ich bin sein
Ururururururururururenkelsohn), der glorreichsten Sippe und Familie auf
diesem Schiff (auch wenn die anderen anderer Meinung sind). Unsere Vorfahren
waren sogar schon bei der Besiedelung von Australien als Schiffsmäuse
beteiligt!

Wie wir Mäuse in Erfahrung gebracht haben, waren wir eigentlich auf eine
dreiwöchige Mission geschickt worden, dann aber vor viereinhalb Jahren
irgendwie im Delta- Quadranten gelandet (Menschen sind eben doch unfähig,
ein Schiff zu steuern). Doch das ist eine andere Geschichte, die meine
Eltern auch viel besser erzählen könnten, da ich zu diesem Zeitpunkt noch
nicht einmal geboren war: ich bin nämlich erst ein ganzes Jahr alt.

Ich wohne in Harry Kims Quartier, der mich auch immer füttert und, wenn er
Zeit hat, mit mir spielt. Ich bin mit diesem Plätzchen auf dem Schiff
eigentlich ganz zufrieden, da Harry wirklich in Ordnung ist - natürlich für
einen Menschen. Er spielt ganz gut Klarinette, was sich in meinen Mäuseohren
ziemlich angenehm anhört.

Ich bin nicht die einzige Maus, die Harrys Quartier bewohnt, aber die
einzige, die sich getraut hat, Kontakt mit ihm aufzunehmen - ich habe mich
nun einmal schon immer durch meinen riesigen Mut ausgezeichnet. Wir Mäuse
kennen uns auf der Voyager richtig gut aus, und wir haben schon die
Möglichkeit, zu allen strategisch wichtigen Punkten zu gelangen - so auch
zur Brücke, die ich persönlich am liebsten besuche, weil dort am meisten
Action passiert.

Doch wo sich schon seit Jahren nichts tut, ist bei Commander Chakotay und
Captain Janeway. Zwar weiß ich, daß sich die beiden wirklich gerne mögen und
sogar ineinander verliebt sind (ich bin eben immer gut informiert), was sich
besonders auf New Earth bestätigt hat: ein paar von uns sind nämlich mit auf
dem Planeten zurückgeblieben, um sich dort ein Leben aufzubauen, das nicht
so unbeständig wie auf der Voyager ist.
Und da wir Mäuse eben gerne reden, haben sie uns alles nach ihrer Rückkehr
auf das Schiff brühwarm erzählt - ich möchte jetzt nicht in die Details
gehen, weil mir das zu indiskret wäre.

Es ist kurz vor Weihnachten. Ich habe meinen Platz in Harrys Quartier
aufgegeben und bin statt dessen kurzzeitig zu Captain Janeway gezogen, wobei
ich aber immer in Funkkontakt mit meinem Bruder stehe, der in Chakotays Raum
lebt. Warum ich umgezogen bin?
Ich bin dem Beispiel unserer Menschen gefolgt und befinde mich sozusagen auf
einer Forschungsmission: Mein Bruder und ich wollen nämlich herausfinden, ob
das Gerücht, das zur Zeit unter uns Mäusen im Umlauf ist, wirklich wahr ist.
Ein paar von Superklatschtanten (das gibt es nicht nur bei den Menschen)
haben behauptet, daß sie gesehen haben, daß sich die beiden geküßt haben
sollen und ergo zusammen sind, was wir beide nun versuchen, zu widerlegen
(natürlich nicht ohne die Eventualität, daß das in der Zukunft durchaus im
Bereich des Möglichen läge) und sie unsererseits zusammenzubringen, da das
auch Teil des Planes meines Bruders und mir ist.

Auf dem Schiff hat sich, besonders unter den verliebten Pärchen (sowohl bei
Menschen als auch bei Mäusen, doch für so ein Zeug habe ich keine Zeit, ich
habe etwas besseres zu tun, als mich zu verlieben), eine romantische
Stimmung ausgebreitet, der sich auch Captain Janeway nicht erwehren kann.

In solchen Zeiten wie Weihnachten, aber auch an ihrem Geburtstag, am
Valentinstag oder ähnlichen Daten denkt sie noch mehr als sonst an ihren
ersten Offizier Chakotay (Indiz dafür: sie nimmt sein Bild, das sie in ihrem
Schrank versteckt hat, heraus und sieht es sich an, sie schläft noch
schlechter als sonst).
Seit ihrem Aufenthalt auf New Earth und seitdem sie auch noch Mark an eine
andere verloren hat, ist es, laut der Mäuse, die ihr Quartier dauerhaft
bewohnen, noch schlimmer geworden. Sie kann das nicht wissen, doch ihrem
ersten Offizier fühlt ebenso (es geht eben nichts über einen gut
informierten Geheimdienst).

Als Kathryn Janeway am Morgen aus ihrem Quartier tritt, begleite ich sie
natürlich, und wie ich auch schon von meinem Bruder via Funk erfahren hatte,
wird sie auch gleich den treffen, wegen dem sie einen großen Teil der Nacht
wachgelegen hatte, der zeitgleich mit ihr sein eigenes Quartier verläßt -
natürlich auf Schritt und Tritt von meinem Bruder verfolgt. Auch Chakotay
sieht übernächtigt aus, was er laut meinem Bruder auch ist.
"Ah, Commander...

"Captain?" fragt der angesprochene, während ich mich zu meinem Bruder
geselle, um unsere Beobachtungen der Nacht zu besprechen und auch in Worte
zu fassen (wir führen über unsere Beobachtungen nämlich Buch). "Wir sollten
uns noch über den morgigen Dienstplan unterhalten...

Tief in ein Gespräch vertieft betreten sie den Turbolift - natürlich in
unserer Gesellschaft, wo der Captain gleich energisch "Brücke!" fordert.
Am Zielort angekommen verlassen sie gemeinsam den Turbolift, wobei der
Commander dem Captain - ganz Gentleman - den Vortritt läßt, als wir
plötzlich eine ungewöhnlich gute Stimmung auf der Brücke bemerken.
Die eigentlich sonst so begriffsstutzigen Frontmen müssen das wohl auch
registriert haben: Harry Kim versucht nämlich, die beiden so unauffällig wie
möglich - was ihm aber nicht gelingt (er war noch nie ein guter
Schwindler) - mit einem kurzen Seitenblick zu streifen.
Auch B'Elanna und Tom Paris blicken von ihrem Konsolen auf.

"Ist irgendetwas nicht in Ordnung, Fähnrich?" fragt der Captain etwas
pikiert.

"Nein, Captain," druckst er,  "es ist nur...

Er bricht ab und deutet nach oben, über Captain und Commander, um auf etwas
hinzuweisen, was wir beide natürlich schon längst am Geruch erkannt haben.
Die beiden Frontmen - wie ich sie gerne bezeichne - waren gemeinsam
unwillkürlich vor dem Turbolift stehen geblieben, weshalb sie auch beide
gleichzeitig über sich blicken.
"Lieutenant, könnten Sie mir bitte erklären, was das zu bedeuten hat? Was
soll dieser Ast auf der Brücke?" fragt der Captain etwas ungehalten.
"Nicht Ast, Captain. Das ist ein Mistelzweig." gibt Tom zur Antwort, worauf
wir sowie die gesamte Brückencrew - außer den beiden immer noch sehr
verwirrten Führungskräften und natürlich Tuvok (hat irgendeiner einen
Vulkanier jemals lachen sehen?) - in ein leises Kichern ausbrechen, das
langsam lauter wird.
"Es ist so, Captain" führt Tom seine Ausführungen fort. "Es gibt einen alten
Brauch auf der Erde. Zwei Personen, die zusammen unter einem Mistelzweig
stehen, müssen sich küssen.

Etwas irritiert blicken sich Captain und Commander an.
"Sonst haben die beiden ein Jahr lang Pech. Und das wollen Sie doch nicht
etwa riskieren, oder, Captain?

Kathryn Janeway ist sichtlich so perplex, daß sie zuerst gar nicht
antwortet. Als sie den Mund aufmacht, um zu protestieren, kommt ihr Chakotay
zuvor: "Das soll wohl ein schlechter Scherz sein, Lieutenant.

"Kein Scherz, Commander. Das ist auf der Erde eine jahrhundertealte
Tradition.

"Moment mal, Lieutenant. Ich habe von dieser Tradition noch nie etwas
gehört.

Während B'Elanna widerspricht, daß sogar sie als Halbklingonin diesen Brauch
kenne und auch noch Tuvok dem Captain in den Rücken fällt, schreibt Tom, der
Initiator dieser Aktion, eine kurze Botschaft an Harry Kim, die ich auch
mitlese: ,Sie versuchen sich zu drücken. Aber damit werden sie nicht
durchkommen!

"Captain, also, Sie haben die Wahl: entweder Sie werden nun ihren ersten
Offizier küssen, oder wir werden in einem Jahr ohne Pause auf die Kazon, die
Borg und die Hirogen treffen, während der Schildgenerator, die Waffenphalanx
sowie der Warpantrieb irreparabel beschädigt werden. Was ziehen Sie vor?

Tom ist sich - seinem Blick nach zu urteilen - absolut bewußt, daß diese
Frage unfair, gemein und hinterlistig ist und daß er für diese Aktion
eigentlich eine Degradierung und ein Jahr lang Arrest verdient hätte.
Doch wie ein Großteil der Crew - uns Mäuse eingeschlossen - war auch er der
Meinung, daß ihre beiden Führungsoffiziere einfach zusammen gehörten und
sich bloß nicht trauten, eine Beziehung anzufangen, da das
Sternenflottenprotokoll das nicht zuließ (zwar war das nirgendwo vermerkt,
doch es war einfach üblich, daß der Captain stets eine gewisse Distanz zu
seinen Untergebenen wahrte).
"Also Captain, wollen Sie das wirklich riskieren?" fragt Tom herausfordernd.
Mein Bruder und ich grinsen uns an: jetzt würde gleich herauskommen, ob die
beiden wirklich etwas füreinander empfanden.
Captain Janeway schaut hilfesuchend in die Runde, wo sie jeder
erwartungsvoll anblickt. Als sie ihren ersten Offizier ansieht, zuckt der
nur mit den Schultern. ,Komm schon, Kathryn, jetzt zier dich nicht so, es
ist doch nur ein Kuß! Und abgesehen davon hast du darauf doch eh schon seit
New Earth gewartet!' spreche ich ihr in Gedanken Mut zu.

Und tatsächlich, die beiden machen einen Schritt aufeinander zu, und ganz
sanft berühren sich ihre Lippen. Ganz vorsichtig, ganz langsam. Süüüüüüß!
Also wer jetzt noch nicht bemerkt hat, daß die beiden zusammengehören, ist
entweder total blind oder vollendet bescheuert! Als ich meinen Bruder
ansehe, bemerke ich, daß er genau das gleiche denkt. Und offenbar sind die
Menschen auch einmal unserer Meinung, denn die ganze Brückencrew klatscht
Beifall.

Die beiden "Opfer" dieser Aktion sehen sich immer noch total ent(oder doch
be-)geistert an, bevor der Applaus auch wieder in ihr Bewußtsein dringt. Sie
nehmen beide ihren Platz wieder ein, doch ich sehe dem Captain bereits jetzt
an, daß sie sich in kurzer Zeit in ihren Bereitschaftsraum verabschieden
wird, um über einiges nachzudenken.

Wie wir Mäuse aus Neelix' Erzählungen entnommen haben, will er heute abend
eine große Weihnachtsfeier steigen lassen, an der sich auch ein Teil von uns
beteiligen will.
Zwei Gründe: erstens natürlich mein Bruder und ich, die wir uns immer noch
auf einer Forschungsmission befinden, und zum anderen, daß bei jeder Party
und besonders an Weihnachten immer etwas besonders Gutes für uns abfällt.
Also befanden sich nahezu die komplette Besatzung, bestehend aus Menschen
und Mäusen, im Kasino, als der Captain und der Commander - kurz
hintereinander - eintrafen.
Neelix hatte wiedereinmal die Datenbank der Voyager nach möglichen
Gesellschaftsspielen gefilzt und war auf die sogenannte ,Reise nach
Jerusalem', ein Spiel aus dem 20. und 21. Jahrhundert, gestoßen, das er
jetzt auch vorschlug, und an dem sich auch alle - natürlich mit Ausnahme von
bestimmten Vulkaniern, die wir hier jetzt nicht nennen wollen [Tuvok] -
beteiligen wollten. Neelix hatte es etwas abgewandelt: es fehlten immer zwei
Stühle, und zwar einer auf der Frauen- und einer auf der Herrenseite. Wenn
die Musik aufhörte, blieben also immer zwei Personen übrig, die eine Nummer
ziehen mußten und die Aufgabe, die der Nummer entsprach, erfüllen mußten.
Unter diesen waren: Dreibeinlaufen, Sackhüpfen, ein Weihnachtslied singen,
eine Weihnachtsgeschichte bzw. einen Witz erzählen und... (was eine
Initiative von mir und meinem Bruder war) den jeweiligen anderen küssen.
Und es kommt wie es kommen mußte (es geht doch nichts über eine gute
Computermanipulation): als der Captain und der Commander ausscheiden, ziehen
sie die 2, die Nummer, die bisher noch kein anderer gezogen hat - und sie
müssen sich küssen.
Als die Aufgabe verkündet wird, bricht die gesamte Crew in Jubeln aus,
versucht sich Neelix verzweifelt zu rechtfertigen, daß er das doch gar nicht
als Option eingegeben hatte, grinst Tom Paris zufrieden, müssen wir Mäuse
uns blitzschnell vor all den trampelnden Füßen in Sicherheit bringen - kurz:
es ist das totale Chaos.

Mein Bruder und ich suchen uns ein gutes Plätzchen, von wo wir die beiden
perfekt beobachten können. Und wiederum ein so zärtlicher Kuß wie am Morgen
auf der Brücke (haben die beiden das etwa geübt?). Und wieder die gleiche
Resonanz wie am Morgen auf der Brücke: die gesamten Anwesenden brechen in
Beifall und Jubelrufe aus, und wieder sehen sich die beiden Betroffenen so
komisch an: Ein Blick, den man nicht beschreiben kann, er ist einfach so
besonders.
Eigentlich hätte die Party nun in Frieden fortgeführt werden können, denn
weder wir noch Tom noch irgendein anderes Crewmitglied hatten noch irgendwas
geplant. Doch wir hatten einen außer acht gelassen...

Gerade als sich der Holodoc mit Tuvoks Unterstützung zu einer Rede
aufschwingen will, daß übermäßiges Feiern und Fröhlichsein möglicherweise
einige gefährliche Auswirkungen auf die Gesundheit haben könnte, gibt es
plötzlich einen grellen Lichtblitz: geblendet können weder wir beide noch
die anderen Crewmitglieder hinsehen, doch auf einmal hören wir eine Stimme,
die mir zwar nicht bekannt vorkommt, auf die der Captain aber mit einem
lauten, genervt gestöhnten "Q" reagiert.

Q? Wer soll das sein?
Ich sehe meinen Bruder kurz an, und er gibt mir eine kurze Info über die Q
und ihr Erscheinen, besonders das Auftauchen dieses einen speziellen auf
diesem unserem Schiff, über den sich der Captain - auch mit Recht - nun
ziemlich aufregt. Doch nach dem ersten Schock registrieren plötzlich alle,
daß, im gleichen Moment, in dem Q aufgetaucht ist, der Doktor verschwunden
ist.

"Q! Können Sie mir mal bitte erklären, was das hier soll?" fragt der Captain
in einem nicht sehr netten Ton.

Q's Antwort: "Nun ja, wissen Sie Captain, eines unserer weiblichen
Q-Exemplare hat Interesse an ihrem Hologramm gezeigt. Und um Sie nicht gar
so schlimm zu erschrecken, hat sie mich als Ersatz für ihn hergebeten.


Die Reaktion des Captains besteht aus einer hochgezogenen Augenbraue, wie
Tuvok es nicht besser könnte.
"Das soll wohl ein schlechter Witz sein, Q! Ich will jetzt sofort mein
Crewmitglied zurück!


"Ach wissen Sie, Captain, das ist das schlechte an euch Menschen. Ihr seid
so vorhersehbar! Ich wußte nämlich schon vorher, daß Sie das sagen würden.
Und in meiner unglaublichen Scharfsinnigkeit habe ich auch Q darauf
hingewiesen, daß Sie so reagieren würden.


"Und?" Der Captain ist schon nahe dran, die Geduld zu verlieren.

"Q ließ sich einfach nicht davon überzeugen, auf diesen Versuch zu
verzichten. Sie ist aber bereit, den Doktor zurückzugeben, obwohl ich
betonen muß, daß ich ein vollwertiger und ein wesentlich besserer Ersatz für
diese Ansammlung von Photonen und Kraftfeldern wäre...


Ungeduldig und nur mühsam beherrscht unterbricht der Captain ihren
Gegenüber: "Q, davon bin ich zwar nicht überzeugt, aber kommen Sie endlich
zur Sache!


"Die weibliche Q wäre bereit, Ihr Hologramm zurückzugeben, wenn..." "Ja?
 "... Sie Ihren ersten Offizier küssen.

"Bitte?" fragt der Captain leicht entsetzt.

"Sehen Sie mich nicht so an, Captain. Mir wäre es auch lieber gewesen, wenn
sie bestimmt hätte, daß Sie mich und nicht diesen ungehobelten Flegel küssen
müssen, aber..." Chakotay war bei seiner Anrede schon nah dran gewesen, aus
der Haut zu fahren. Doch der Captain hat ihn gerade noch beruhigen können.

Ich grinse meinen Bruder an und flüstere: "Aller guten Dinge sind drei!",
woraufhin er mir zunickt und wir uns einen noch besseren Platz, näher an
diesem Q, dem Captain und Chakotay suchen.

Kathryn ist schon nahe dran, ihm eine passende Antwort so wie "Also, da
bevorzuge ich Chakotay doch dreimal" zu geben, besinnt sich aber dann auf
die Konsequenzen dieser Antwort, und beläßt es bei einem "Ihr Qs habt es
doch alle auf die Voyager abgesehen.

Der Captain zögert. "Also Kathy, was ist nun? Wollen Sie Ihren Doktor zurück
oder nicht?


Kathryn sieht zu ihrem Ersten auf. Sie ist immer noch unsicher, obwohl sie
diese Zeremonie eigentlich nun schon zum dritten Mal an diesem Tag
durchführen soll.

Plötzlich meldet sich Tuvok: "Captain, aus rein logischer Sicht wäre es
erforderlich, daß Sie dieses Opfer" - bei diesem Wort guckt Chakotay etwas
pikiert - "auf sich nehmen, da es unklug wäre, das Schiff ohne eine
medizinische Fachkraft auskommen zu lassen.


Tom, der neben Harry steht, klappt die Kinnlade herunter. Er flüstert seinem
Nachbarn zu: "Also, daß Tuvok unsere Aktion unterstützt, hätte ich wirklich
nicht erwartet." , woraufhin dieser zustimmend mit dem Kopf nickt.

Daß Kathryn so lange zögert, gefällt mir ganz und gar nicht. Sie wird doch
wohl nicht versuchen, sich um den Kuß zu drücken... Nein, das tut sie
natürlich nicht: wenn schon ihr Sicherheitsoffizier ihr nahe legt, die
Sternenflottenregeln zu mißachten. Also, die beiden gehen aufeinander zu,
und wiederum ganz sanft, wie schon zweimal an diesem Tag, berühren sich ihre
Lippen.

Und wieder fängt die Crew an - nun wieder in Gesellschaft ihrer
"medizinischen Fachkraft" - , zu klatschen, ihnen zuzujubeln und begeistert
Zustimmung zu schreien. Kurz nach dieser neuerlich leicht peinlichen
Situation verabschiedet sich der Captain, dem ich natürlich folge. So wie
Chakotay schaut, wird er sich auch bald verziehen.


In ihrem (oder eigentlich unserem) Quartier angekommen, setzt sich der
Captain erst mal auf die Couch und sieht nach draußen in die Sterne. Sie
sieht ein wenig geschafft und, naja, eigentlich nicht genervt, eher
überwältigt aus. Sie sitzt einfach nur da und beobachtet die Sterne, die am
Schiff vorbei fliegen.

Auch ich liege da und traue mich sogar ganz nah an sie heran. Als sie mich
bemerkt, sagt sie: "Ja, hallo, wer bist denn du? Dich habe ich hier ja noch
nie gesehen. Du hast ja gar keine Angst vor mir." sagt sie, als ich mich
zutraulich auf sie zu bewege und mich von ihr streicheln lasse.
Klar nicht, denke ich, du warst ja auch zu dem Primaten auf New Earth ganz
freundlich. Sie lächelt mir zu und scheint sich über meine Anwesenheit zu
freuen. Sie beginnt von ihrem Tag zu erzählen, weil sie natürlich nicht
weiß, daß ich sie ja eigentlich schon die ganze Zeit über begleitet habe.
Als sie gerade zu der Stelle mit dem Turbolift kommt, geht plötzlich der
Türmelder. Sie wundert sich ein wenig über den späten Besuch, was sie mir
auch mitteilt.

"Ja!" sagt sie energisch.
In der Tür steht Chakotay und fragt freundlich: "Darf ich hereinkommen?

"Chakotay!" sagt sie überrascht. "Aber natürlich. Was kann ich für Sie tun?


Er kommt herein, und ich muß mich schnellstens in Sicherheit bringen, damit
er sich nicht auf mich drauf setzt, da er seine Augen nur beim Captain hat.

Doch natürlich verlasse ich das Zimmer nicht, sondern suche mir einen Platz,
von dem ich einen guten Überblick habe. Mein Bruder hat offenbar den
Anschluß verloren, deshalb muß ich noch besser als sonst aufpassen.

Also: Jetzt werde ich erst mal die Klappe halten und statt dessen die beiden
Frontmen sprechen lassen.

"Nun ja," druckst er, "ich weiß auch nicht, wie ich das jetzt sagen soll.
Fanden Sie diese ... Ereignisse heute nicht auch ein wenig komisch?


"Sie meinen die Sache mit dem Mistelzweig, dann dieses Spiel, und dann auch
noch Q?

"Ja. Sowas kann schon mal passieren, aber doch nicht in dieser Häufigkeit,
und auch nicht an einem Tag.


"Sie meinen, daß irgendjemand seine Finger im Spiel hatte?

"Genau." "Und Sie denken, daß dieser Jemand Q ist?" Chakotay nickt, doch er
kann nicht mal antworten, da ein greller Lichtblitz auftaucht.
"Oh nein, Sie wollen mir doch nicht allen Ernstes die Schuld für diese
ganzen Geschehnisse in die Schuhe schieben. Okay, das letzte hatte mit mir
zu tun, doch für die ganzen anderen Dinge bin ich nun wirklich nicht
verantwortlich.

Captain und Commander sehen sich erstaunt an.
"Und wer dann?" fragt Kathryn.
Mein Herz bleibt kurzfristig stehen. Er wird doch wohl hier niemanden
verraten...

"Ich bin doch kein wandelndes Lexikon. Und vor allem... Sie sitzen schon
wieder so weit auseinander. Also auf New Earth
haben Sie mir wirklich besser gefallen...

Er schnipst mit den Fingern, und es erklingt romantische Musik, auf der
Couch liegen nun rosafarbene Herzkissen, die Couch ist nun ebenso rosa wie
die Kissen.
Der Captain trägt nun einen weißen Hosenanzug (der ihr übrigens richtig gut
steht), der Commander eine dunkle Hose mit weißem Hemd und Weste, in welchem
er auch ganz gut aussieht, was die beiden offenbar auch finden: der
Commander macht Kathryn (zwar nur mit dem Blick, aber trotzdem gut
sichtbare) Komplimente, die der Captain nur zurückgeben kann.

Und das Beste (offenbar ist dieser Q doch nicht so übel): die beiden sitzen
nun nur noch ca. 10 cm auseinander, was aber natürlich nicht funktioniert,
da sich der Captain gleich wieder verschämt entfernt.
Qs Kommentar: "Ach kommen Sie schon, Kathy. Sie wollen MIR doch wohl nichts
vormachen: Glauben Sie, ich weiß nicht, daß Sie in Wirklichkeit total in ihn
verliebt sind, so wunderlich ich das auch finde, und daß Sie Ihre Gefühle
nur wegen des Sternenflottenprotokolls unterdrücken. Also, ich muß - allein
schon in Rücksicht auf meinen Sohn, dem ich doch keine so unglückliche
Patentante zurücklassen will - hier jetzt wirklich mal eingreifen.


Wieder schnipst er mit den Fingern, und ich glaube meinen Augen nicht zu
trauen: der Captain sitzt dem Commander beinahe auf dem Schoß und - ich lüge
nicht! - DIE BEIDEN KÜSSEN SICH! JA, TATSÄCHLICH!

Und dieser Q? Er sitzt einfach nur da, lächelt sehr selbstzufrieden und hat
eine Holobildkamera in der Hand und meint so etwas wie "Diesen seltenen
Moment muß ich wirklich im Bild festhalten!" und macht tatsächlich ein Foto
von den beiden. Ich glaube zwar zu bemerken, daß der Captain mittlerweile
Bestrebungen anstellt, den Kuß zu beenden, doch Q läßt das nicht zu, so daß
die beiden wirklich seit nunmehr mindestens einer halbe Minute dasitzen und
sich küssen müssen.

Ach, ist das schön! So richtig romantisch! Ach ja, wie im Kino. Und... nein,
Augen, ihr fallt jetzt nicht zu. Und wenn es dreimal ein sehr langer Tag
war. [Gäähn] Naja, dieser Q wird ja wohl jetzt eine Weile nicht
lockerlassen. Also kann ich getrost die Augen zumachen. Nur für einen ganz
kurzen Moment... nur ganz kurz...

Sehr zu meiner Schande muß ich gestehen, daß ich wirklich eingeschlafen bin.
Aber ich hoffe nicht, daß gestern abend noch groß was passiert ist.
Obwohl... wo ist dieser Q hingekommen?
Was ist mit der romantischen Musik?
Dem Sofa?
Den Kissen?
Was macht der Commander im Bett des Captains?
...
Moment mal, nochmal kontrollieren.
DER COMMANDER IST IM BETT DES CAPTAINS?
[Panikattacke, Schreikrampf, Ohnmachtsanfall] Und ich habe das alles nicht
mitbekommen?! Das ist ja wohl nicht zu fassen... Mein Bruder wird mir was
erzählen. So ein MIST, MIST, MIST! Das kann auch nur mir passieren...

Nachdem ich mich nun genug geärgert habe, muß ich sagen, daß mein Bruder und
ich Recht behalten haben (bzgl. der zuvor nicht existenten Beziehung der
beiden Frontmen).
Aber... Zum Schluß hat sich ja dann alles doch noch in Wohlgefallen
aufgelöst, da - wie für jeden sichtbar - schließlich und endlich Janeway und
Chakotay nun doch zusammengekommen sind - sogar öffentlich und
hochoffiziell! Also habe ich meine Mission erfüllt und kann mich endlich
wieder meinen eigenen Problemen zuwenden. Da ist mir vor kurzem dieses
Mäusemädchen aufgefallen...
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