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Parodien >> Eine Badewanne voll Gerüchte

von Barbara

"Captain, damit ist nicht zu spaßen,", ertönte die Stimme des Doktors. Sie war lauter als gewöhnlich, und es war dieser *sie-tun-jetzt-was-ich-sage-oder-ich-werde-sie-vom-Dienst-entbinden-Tonfall*. "Ihre Schmerzen im Rücken und in den Schultern werden bald chronisch werden, wenn sie weiter so mit ihrem Körper und ihrer Gesundheit umgehen!".

Janeway setzte zum sprechen an, kam aber nicht dazu. Der Doktor war schneller. "Ich verordne ihnen hiermit 3 Tage Ruhe und eine Therapie. Sie sind eindeutig überarbeitet, und wenn sie nicht sofort kürzer treten, werden sie auf der Brücke bald zusammenbrechen."

"Doktor, das kann und werde ich nicht tun. Ich kann nicht einfach 3 Tage von der Brücke verschwinden. Und ganz nebenbei: Ich achte sehr wohl auf meine Gesundheit.", erwiderte Janeway trotzig. Sie hatte es satt. Schon seit einer Woche mußte sie sich die Standpauken des Doktors anhören, und das nur wegen dieser Rückenschmerzen.

"Wenn sie einen Kaffee zum Frühstück, ein Mittagessen, das gerade 5 Minuten gedauert hat und keinen Sport *auf die Gesundheit achten* nennen, dann hätten sie recht. Aber sie brauchen dringend Ruhe. Hier, ihr Therapieplan." Der Doktor reichte ihr ein Padd.

Janeway warf einen Blick darauf: Es war der Tagesplan für ihren Zwangsurlaub.

9:00 Ausgedehnter Schlaf, danach Frühstück mit frischem Obst und Säften (Kein Kaffee)
10:00 Entspannungsbad zur Lockerung der Muskeln
bis zum Mittagessen: Spaziergang auf dem Holodeck (möglichst in einer Parksimulation) oder dem Aboretum
12:30 ausgedehntes Mittagessen nach Diätplan
danach Ruhepause
15:00 Sport auf dem Holodeck (keine Turniere, Kampfsportsimulationen oder Überlebenstraininge)
17:00 Ärztliche Inspektion auf der Krankenstation
18:30 ausgewogenes leichtes Abendessen
danach Zeit zur freien Verfügung (keine Schiffsangelegenheiten)
21:00 Bettruhe

Janeway starrte den Doktor an. "Und das 3 Tage lang?!?"

"Sie haben es erfasst." erwiderte das Hologramm. Er konnte sich ein Grinsen nicht ganz unterdrücken.

"Ich bin damit nicht einverstanden. Auf Wiedersehen, Doktor, ich muß zur Brücke." Kathryn drückte ihm das Padd in die Hand, stand auf und ging zur Tür. Ihr Rücken tat ihr immer noch weh, trotz des Hyposprays, das ihr der Doktor vor wenigen Minuten verabreicht hatte.

"Einen Moment, Captain.", erklang die Stimme des Doktors. "Wenn sie jetzt durch diese Tür gehen, werde ich das Privileg des Chefarztes an Bord in Anspruch nehmen, und sie ihres Kommandos entheben."

"Was?" fragt Kathryn ein paar Oktaven zu hoch und etwas zu laut. Sie machte auf dem Absatz kehrt und schaute den Doktor böse an.

"Ich werde es tun, das verspreche ich ihnen." verlieh der Doktor seinen Worten Nachdruck.

"Okay, einverstanden, zeigen sie mir noch mal den Plan.", beschwichtigte sie. Sie las noch mal den Plan. "Einen Tag Therapie, einverstanden?" Sie versuchte mit dem Doktor zu verhandeln.

"Minimum sind 2 Tage, 3 wären Optimal.", antwortete der Doktor.

"Wenn ich nach 2 Tagen wieder fit bin, erlassen sie mir den dritten. Außerdem muß ich über die wichtigsten Schiffsoperationen informiert bleiben, okay!" Kathryn hatte einfach nicht die Nerven, 3 Tage untätig herumzuliegen.

"Damit wäre ich einverstanden, wenn sie sich aber nur genau an den Plan halten und keinen Kaffee trinken.", erwiderte der Doktor.

"Außerdem müssen sie Punkt 2 von ihrer Liste streichen, das Entspannungsbad. Meine Badewanne ist zur Zeit unzugänglich. Eine Dusche muß genügen."

"Das kann ich auf keinen Fall streichen,", antwortete der Doktor entrüstet. "Es werden bestimmte Mittel dem Bad hinzugesetzt, um die Muskeln zu entspannen. So unzugänglich kann die Badewanne nun auch wieder nicht sein."

"In ihr schwimmen Fische." sagte sie trocken.

"Fische? Das ist eine Badewanne, kein Aquarium. Können sie die Fische nicht woanders unterbringen?" Manchmal hatte der Doktor das Gefühl, auf einem Schiff voller Verrückter zu sein.

"Nein, es ist eine sehr empfindliche Rasse, und wir können es uns nicht leisten, einen zu verlieren. Sie werden in dieser Region als Zahlungsmittel verwendet. Die Fische bleiben in der Wanne, das ist ein Befehl!" erwiderte sie scharf.

"Gut, dann baden sie eben auf dem Holodeck..."

"Das geht auch nicht,", unterbrach sie ihn trocken, "Jedem Crewmitglied steht nur eine bestimmte Anzahl an Holodeckstunden zur Verfügung, und wenn ich jetzt auch noch auf dem Holodeck bade, überziehe ich meinen Anteil. Wegen dieser Therapie werde ich keine Meuterei riskieren." Langsam hatte sie genug davon. Warum konnte der Doktor es nicht einsehen, daß er seinen Plan nicht durchsetzen kann.

"Nun denn, dann bleibt nur noch eine Möglichkeit. Soweit ich weiß, hat Commander Chakotay, als zweithöchster Offizier ebenfalls eine Badewanne in seinem Quartier installiert, dann werden sie eben dort baden." Er setzte ein triumphierendes Lächeln auf und wollte gerade Chakotay von dem Plan unterrichten, aber Kathryn unterbrach ihn.

"Vergessen sie es. Ich kann doch nicht bei ihm ein Bad nehmen. Was würde die Crew denken. Und außerdem ist das seine Badewanne, sein Badezimmer und sein Quartier. Schlagen sie sich die Idee aus dem Kopf." Sie war wütend aufgestanden und wollte die Krankenstation gerade verlassen; sie hatte genug von all dem.

Der Doktor sagte nur in einem sehr ruhigen, siegessicheren Tonfall: "Captain, ihr Kommando! Schon vergessen?"

Sie blieb an der Tür stehen. Er hatte sie in der Hand. Sie mußte wohl oder übel dieses Spielchen 2 Tage lang mitspielen. "Sie haben mich, leider. Tun sie, was sie nicht lassen können. Ich bin auf der Brücke. Die Therapie beginnt ja erst morgen." Damit verschwand sie durch die Tür.

Sie hörte noch, wie der Doktor Kontakt mit Chakotay aufnahm, um die Badewannenbelegung zu klären.

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Sie konnte nicht sagen, daß es ihr keinen Spaß machte, einmal auszuschlafen. Sie war bereits zwei Stunden früher wach, als es ihr Plan vorsah. Normalerweise stand sie immer um 5 Uhr auf, weil um 6 Uhr die Alpha-Schicht begann. Aber sie blieb trotzdem noch im Bett liegen. Kurz vor 9 stand sie auf und gönnte sich ein ausgedehntes Frühstück. (Sie trank auch eine Tasse Kaffee, obwohl ihr es der Doktor strengstens verboten hatte. Aber was er nicht weiß...).

Es war dann bereits schon halb elf, als sie ihre Sachen packte und sich auf den Weg zu Chakotays Quartier machte. Sie hatte gestern von ihm noch seine Türcodes bekommen, damit sie ihn nicht extra auf der Brücke kontaktieren mußte. Er war in der Alpha Schicht und würde vor 14 Uhr nicht in seinem Quartier vorbeikommen. Sie hatte also genügend Zeit. Kathryn achtete sorgfältig darauf, daß niemand sie in Chakotays Quartier verschwinden sah. Es gab schon genug Gerüchte über sie und ihn, sie mußte das nicht noch anheizen.

Kathryn war schon öfters in Chakotays Quartier gewesen, aber erst jetzt hatte sie die Gelegenheit, sich richtig in den beiden Räumen umzuschauen. Er schien es extra für sie aufgeräumt zu haben, denn sie konnte sich nicht vorstellen, daß jemand so ordentlich war. Auf dem Schreibtisch stapelten sich ordentlich die Berichte, das Bett war nach Sternenflottenstandard gemacht und die Kleidung, die sich nicht im Schrank befand, lag sauber zusammengefaltet auf einem Stuhl. Es würde sie ja sehr interessieren, was sich sonst noch in seinem Zimmer befand, in den Schubladen und Regalen, aber sie wollte sich nicht weiter in seine Privatsphäre eindringen.

Sie ging in sein Badezimmer. Auch dort war es aufgeräumt. Sie ließ Wasser in die Wanne und gab gleich das Bademittel dazu, das ihr der Doktor verschrieben hatte. Es dauerte noch ein paar Minuten, bis die Wanne voll war, und währenddessen steckte sie ihre Haare hoch, legte ihr Handtuch neben die Badewanne auf den Boden, prüfte die Wärme des Wassers, (roch einmal an dem Aftershave Chakotays, das über dem Waschbecken stand) und entkleidete sich. Kathryn vermisste einen Stuhl, auf den sie die Kleidung legen konnte, denn wenn etwas Wasser aus der nun schon sehr vollen Wanne auf dem Boden schwappte, wäre sie leicht naß geworden. Sie warf kurz entschlossen die Kleidung auf das Bett von Chakotay.

Danach ließ sie sich in die Wanne mit dem Badeschaum gleiten, und versuchte sich zu entspannen. Das Wasser war so heiß, daß sie leicht eine Stunde darin liegenbleiben konnte, ohne zu frieren. Der Doktor hatte recht, als er sagte, der Badezusatz würde ihr beim entspannen helfen. Kathryn fühlte sich wunderbar leicht....

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Kathryn schreckte hoch, als sie hörte, wie sich die Tür zum Quartier öffnete. Ihr war kalt. Sie wußte nicht, wo sie sich befand, aber ihr fiel es sehr bald wieder ein, als sie das Summen hörte, das aus dem Nebenzimmer kam: Chakotays Quartier, Chakotays Badewanne. Sie war eingenickt. Das Wasser war inzwischen kalt geworden. Sie griff nach dem Handtuch auf dem Boden. Es war naß, wie auch der Boden. Kathryn hatte die Wanne etwas zu voll laufen lassen und bei jeder Bewegung schwappte Wasser aus der Wanne. Der ganze Schaum hatte sich aufgelöst.

Was sollte sie nun machen, wenn er in das Badezimmer kam. Ihr war eiskalt, sie wollte aus dem Wasser. Plötzlich verstummte das Summen. Er mußte die Kleidung auf dem Bett gesehen haben.

Kurz darauf hörte sie ein fragendes: "Kathryn?"

Wenn sie jetzt nicht antwortete, würde er sicher ins Badezimmer kommen. Aber sie war noch zu verschlafen, um sofort zu antworten. Und plötzlich stand Chakotay in der Tür. Kathryn war es plötzlich sehr bewußt, daß kein Schaum mehr in der Wanne war.

"Oh..., tut mir leid, ich dachte, sie wären schon längst fertig...", entschuldigte er sich. Er war auf diesen Anblick nicht gefaßt gewesen: Kathryn in seiner Badewanne. Als er sich klar drüber wurde, daß er sie anstarrte, trat er sofort wieder aus dem Badezimmer heraus. "Wenn sie noch Zeit brauchen, werde ich später wieder kommen.", bot er an. Sie hörte an seinem Tonfall, daß es ihm peinlich war.

"Uhm, nein, es tut mir leid, Chakotay. Eigentlich sollte ich schon längst wieder weg sein. Ich bin ... eingenickt. Und jetzt habe ich nicht mal mehr ein trockenes Handtuch. Könnten sie mir vielleicht eines geben?" Sie mußte ihn um Hilfe bitten, denn sie wußte nicht, wo er seine Handtücher aufbewahrte. Und sie wollte ihn nicht wegschicken, damit sie später nicht völlig naß sein Quartier durchsuchen mußte.

"Ja, einen Moment.", antwortete er. Sie hörte, wie er zwei Schritte ging, eine Schublade öffnete, etwas herausholte und sie wieder schloß. Dann sah sie, wie er seinen Arm ins Badezimmer streckte und ihr das Handtuch entgegen reichte. Er wollte vermeiden, nochmals in eine peinliche Situation zu kommen. Sie stand aus der Badewanne auf, und griff nach dem Handtuch.

"Danke, Chakotay."

"Keine Ursache."

Sie schlang sich das Handtuch um ihren Körper und stieg aus der Wanne. Kurz bevor sie auch den zweiten Fuß aus der Wanne nehmen konnte, rutschte sie aus. Sie hatte vergessen daß der Boden naß war. Chakotay hörte nur einen schrillen Schrei, danach wie etwas auf die Fliesen klatschte. Mit 3 Schritten war er im Badezimmer und sah, wie Kathryn auf dem Boden lag. Er hörte ein Stöhnen. Er war sofort an ihrer Seite. "Kathryn, sind sie okay?", fragte er besorgt.

"Ich denke schon.", sagte sie schwer. Sie versuchte sich aufzusetzen. Ein weiteres Stöhnen entwich aus ihrem Mund. "Es ist nur mein Rücken. Er schmerzt nun mehr, als vor dem Bad."

Chakotay sah, daß sie eine Gänsehaut hatte und daß ihre Zähne klapperten. Kurz entschlossen hob er sie vom Boden hoch und trug sie in das Zimmer neben an und setzte sie auf sein Bett. Er bemerkte auch, daß das neue Handtuch nun ebenfalls naß war.

Bevor Kathryn etwas sagen konnte, saß sie auf dem Bett und Chakotay war zu seinem Schrank gegangen und hatte bereits seinen Bademantel hervorgeholt. Er gab ihn ihr. "Ziehen sie den hier an, oder sie erkälten sich noch."

Kathryn tat, wie er ihr befohlen hatte. Sie war noch immer etwas desorientiert. Sie legte das Handtuch weg und schlüpfte in den Mantel. Er war viel zu groß für sie. Aber ihr war jetzt nicht mehr so kalt. Er hatte ihr den Rücken zugewandt und bestellte am Replikator etwas. Er kam mit einer dampfenden Tasse Tee zurück. "Trinken sie das, dann wird es ihnen gleich wieder wärmer.", sagte er und hielt ihr die Tasse hin.

"Kann ich sonst noch etwas für sie tun?", fragte er. Kathryn schüttelte den Kopf.

Während sie langsam den heißen Tee schlürfte, brachte er das Badezimmer in Ordnung. Es war ihr etwas peinlich, daß sie sein Badezimmer fast unter Wasser gesetzt hatte. Eigentlich wollte sie sein Quartier so verlassen, wie sie es betreten hatte.

Inzwischen hatte sie es sich im Schneidersitz auf seinem Bett bequem gemacht. Als er aus dem Badezimmer kam, trank sie gerade den letzten Schluck aus ihrer Tasse. "Ich denke ich sollte jetzt gehen, ich habe schon genug von ihrer Zeit gestohlen. Das mit dem Badezimmer tut mir leid."

"Kein Problem. Jederzeit wieder.", erwiderte er lächelnd. "Ich bin nebenan, damit sie sich umziehen können."

Er kam gerade bis zur Tür, als er ein unterdrücktes Stöhnen von Kathryn vernahm. Er war sofort wieder an Kathryns Seite. "Was ist los?", fragte er. Seine Besorgnis war unüberhörbar.

Bevor Kathryn es sich noch anders überlegen konnte, sagte sie: "Mein Rücken bringt mich noch um, aber ich denke ich werde es doch irgendwie überleben." Sie versucht zu Grinsen, aber es wurde zu einer Grimasse.

"Dagegen kenne ich ein uraltes Heilmittel, was bei ihnen auch schon des öfteren geholfen hat. Legen sie sich auf das Bett.", wies Chakotay sie an.

"W..Was?", fragte Kathryn verwundert.

"Eine Massage wird ihrem Rücken gut tun. Also, legen sie sich hin."

Eigentlich wollte sie ihm widersprechen, aber ihr fiel kein gutes Argument ein. Irgend etwas in ihrem Innern sagte ihr, daß es nicht richtig war in seinem Bett zu liegen, aber im Moment war ihr das nicht so wichtig.

Kurz darauf, begann er mit der Massage. Es fühlte sich gut, aber der dicke Bademantel dämpfte seine Handbewegungen sehr. Sie merkte, daß er Probleme hatte, ihre verspannten Stellen zu finden.

"Ähm, Kathryn, es wäre leichter für mich, wenn der Mantel nicht wäre. Ich möchte ihnen nicht zu nahe treten, aber die Massage würde mehr Sinn haben, wenn sie den Mantel nicht anhätten." Leichte Nervosität schwang in seiner Stimme mit.

Kathryn überlegte eine Moment, und schlüpfte aus den Ärmeln des Bademantels. Der Gürtel hielt den Mantel an ihren Hüften.

Chakotay lies sich die Verblüffung nicht anmerken, als Kathryn seiner Bitte tatsächlich nachkam. Er setzte seine Massage fort.

Kathryn bemerkte erst jetzt, wie heiß seine Hände auf ihrer Haut waren und entspannte sich ein wenig.

"So verspannt waren sie noch nie, nicht einmal auf NewEarth nachdem sie einen Tag lang den Boden umgegraben hatten", erklang Chakotays Stimme. "Einen Moment, ich bin gleich zurück."

Sie hörte, wie er sich aufrichtete, zu einem Regal in der Nähe ging und etwas daraus nahm. Es war wohl ein kleines Fläschchen, denn sie hörte, wie er es aufschraubte. Gleich darauf war er wieder neben dem Bett.

Einen Moment später wußte sie, was er geholt hatte: ein Massageöl. Es roch nach.... sie wußte nicht was es war, aber es roch sehr angenehm. Sie spürte, wie Chakotays Hände all die Verspannungen suchten und sie sich langsam unter seinem Einfluß auflösten.

Eine kleine Stimme in ihrem Innern sagte ihr, daß es falsch war, halbnackt im Bett ihres ersten Offiziers zu liegen und sich so zu entspannen. Aber momentan spielte das keine Rolle mehr. Sie lies sich vollkommen fallen....

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Sie erwachte langsam aus ihrem Traum. Sie hatte sehr gut geschlafen. In ihrem Unterbewußtsein registrierte sie, daß sie nichts anhatte. Plötzlich war sie hell wach. Während sie geschlafen hatte, hatte sich der Gürtel des Mantels gelockert und er lag nun auf dem Boden neben dem Bett.

Alles in ihrem Inneren schrie, daß es falsch war, nackt im Bett ihres ersten Offiziers zu liegen. Es war eine Katastrophe. Wie lange hatte sie geschlafen? "Computer: Uhrzeit", fragte sie. "Null Uhr Sechsundvierzig", war die monotone Antwort. Sie war die halbe nacht in seinem Quartier gewesen, in seinem Bett.

Sie griff nach dem Mantel und zog ihn eilig an. Sie blickte ich im Zimmer um und suchte ihre Kleidung. Sie lag ordentlich zusammengelegt auf der Kommode neben dem Bett. Sie wollte gerade den Mantel wieder ausziehen und ihre eigenen Klamotten anziehen, als sie ein leises Geräusch aus dem Nebenzimmer hörte.

Die Neugier trieb sie dazu, hinüber zu gehen. Im schwachen Leuchten der Sterne sah sie, wie es sich Chakotay auf der Couch bequem gemacht hatte und friedlich schlief. Kathryn lehnte sich an seinen Schreibtisch, der gegenüber der Couch stand, und betrachtete ihn. Er trug immer noch seine Uniform. Er wollte vielleicht vermeiden, daß sie aufwachte, wenn er sich bequemere Kleidung aus seinem Schlafzimmer zusammensuchte.

Einerseits wahr sie wütend auf ihn, weil er sie nicht aufgeweckt hatte, damit sie in ihr eigenes Quartier zurückgehen konnte (zu einer harmloseren Zeit), andererseits war sie ihm auch dankbar, daß er sich so sehr um sie kümmerte. Sie beschloss sich umzuziehen, ihn dann zu wecken, damit er in sein eigenes Bett gehen konnte und dann in ihr Quartier zu gehen.

Sie drehte sich wieder dem Durchgang zum Schlafzimmer zu und übersah, daß sie mit den Ärmeln des viel zu großen Bademantels einen Stapel Padds vom Tisch schob und diese zu Boden fielen.

Chakotay erwachte sofort vom Lärm. Im selben Moment verfluchte Kathryn sich für ihre Ungeschicktheit. Heute schien alles schief zu gehen.

Er blickte sie noch etwas verschlafen an.

"Tut mir leid, sie geweckt zu haben.", entschuldigte sich Kathryn.

Er setzte sich von der Couch auf und sagte: "Kein Problem. Haben sie sich ausgeschlafen?"

"Ich denke schon. Warum fragen sie?", stellte sie die Gegenfrage.

"Der Doktor hat sich bei mir nach ihnen erkundigt, weil sie nicht bei ihm erschienen sind. Ich habe ihm berichtet, daß sie schlafen. Er hat mich angewiesen, sie schlafen zu lassen. Er meinte, wenn sie nachmittags schlafen, dann brauchen sie die Ruhe dringend.", antwortete er.

"Ich glaube, ich sollte gehen, sonst brodelt die Gerüchteküche morgen über."

"Das wird sie so oder so.", erwiderte er etwas unüberlegt.

"Wie meinen sie daß? Glauben sie, die Crew weiß, daß ich mich immer noch in ihrem Quartier aufhalte?", fragte sie.

"Nun, der Doktor weiß es, der erzählt es Paris und dann weiß es morgen sicher auch die ganze Besatzung. Sie können nichts mehr machen, das Unheil ist schon angerichtet.", sagte er mit Seufzer.

"Sie haben recht. Ich hasse es..."

"Was?", fragte er nach.

"Diese ganzen Gerüchte, über uns."

"Sie werden wohl nie damit aufhören, egal, was wir tun. Ich glaube sogar, je mehr wir alles abstreiten, um so mehr werden die Gerüchte.", sagte er mit einem traurigen Lächeln.

"Es treibt mich langsam in den Wahnsinn. Ständig das Getuschel hinter meinem Rücken, die Blicke und diese verdammten Wetten von Paris über uns." Ihre Stimme war etwas lauter geworden und sie sprach schneller.

"Wissen sie was mich dabei am meisten ärgert?", fuhr sie fort. "Es ist egal was ich mache, das Endergebnis wäre das selbe. Es ist nichts zwischen uns, ich streite alle darüber Gerüchte ab, aber trotzdem dichten sie mir eine Affäre mit ihnen an; aber wenn ich tatsächlich eine Affäre hätte, und auch alles abstreiten würde hätte ich als Ergebnis wieder dieselben Gerüchte." Inzwischen redete sie noch schneller. Chakotay hatte nicht die Chance, sie zu unterbrechen.

Nachdem sie kurz Luft geholt hatte fuhr sie fort: " Wissen sie, was der bedeutende kleine Unterschied zwischen diesen beiden Versionen ist?", sie lies ihn die Frage gar nicht beantworten, sondern redete gleich weiter. "Bei der Einen hätte ich wenigstens meinen Spaß." Ihr Redefluß brach plötzlich ab. Sie schien sich gerade bewußt geworden zu sein, was sie ihm alles gesagt hatte: Ein Gespräch, daß sie normalerweise nur mit sich selbst führte.

Als sie ihre Fassung wiedergewonnen hatte, murmelte sie nur: "Ich muß jetzt gehen". Sie drehte sich schnell zur Türe und wollte in ihr Quartier fliehen. Kurz bevor sie die Tür erreichte, bekam Chakotay sie am Handgelenk zu fassen.

"Wenn sie jetzt durch diese Türe gehen, werden sie der Besatzung dieses Schiffes mehr zu reden geben, als im ganzen letzten Jahr. Vergessen sie nicht, sie tragen noch immer meinen Mantel."

Sie blieb abrupt stehen. Das hatte sie total vergessen. Sie holte tief Luft und starrte auf den Boden.

"Es tut mir leid, daß ich die Fassung verloren habe.", entschuldigte sie sich bei Chakotay.

"Sie müssen sich nicht entschuldigen. Glauben sie etwa, mich stören die Gerüchte nicht. Die Crew dichtet mir ein heißes Liebesleben an, das ich gar nicht habe. Ich könnte deswegen manchmal auch durchdrehen und jeden, der etwas darüber verbreitet zum Jeffriesröhren putzen verdonnern. Ich versuche, all das zu ignorieren, aber es ist leider sehr schwer *nichts* zu hören."

Kathryn atmete tief durch und überlegte einen Moment. Sie starrte immer noch auf den Boden. Die Sekunden verstrichen und Chakotay befürchtete schon, er hätte etwas falsches Gesagt, bis sie ihm plötzlich ernst in die Augen sah. Er wußte genau, daß sie etwas im Schilde führte.

Kathryn trat einen Schritt näher zu ihm. "Chakotay,", begann sie mit einem undeutbaren Unterton, "ich habe ein Gerücht gehört, .... sie würden schwarze Boxershorts tragen." Mit diesen Worten schloß sie die Lücke zwischen ihm und ihr mit einem weiteren Schritt und küßte den verblüfften Chakotay.

Er war zunächst zu erstaunt, um irgendetwas zu tun. Als der Kuß aber immer fordernder wurde, überwand er seine Starre und erwiderte ihn innig. Es wurde noch eine lange Nacht für die beiden.

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Nächster Tag: 17:30 Krankenstation, nach der ärztlichen Inspektion

"Captain, ich werde ihnen den letzten Tag erlassen. Sie haben sich ausgezeichnet und verblüffend schnell erholt. Hiermit erhalten sie die Erlaubnis, morgen wieder zu arbeiten.", sagte der Doktor.

"Danke, Doktor. Ich fühlte mich auch ausgezeichnet.", erwiderte Kathryn mit einem Lächeln.

"Ähm, Captain, nur aus ärztlichem Interesse: Was hat ihrer Meinung nach ihre Genesung am meisten begünstigt? Das Bad?", fragte der Doktor.

"Indirekt. Ich denke, es war wohl mehr die *körperliche Betätigung*. Ich habe hier einfach die *Tipps* der Crew befolgt." Mit diesen Worten und der Gewissheit sich zukünftig mehr *körperlich zu betätigen*, verließ Kathryn Janeway grinsend die Krankenstation.

Ende

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